Presseinformation

Deka-Prognose: Die Rückkehr der Zinsen

  • Weltweites Wirtschaftswachstum intakt
  • Zinsniveau hat Plateau erreicht
  • Gewinnwachstum der Unternehmen stützt Aktienkurse
  • Anleihemärkte bieten Einstiegsmöglichkeiten
  • Kapitalmärkte bleiben bester Inflationsschutz
 
Frankfurt, 07.11.2023

Die Volkswirte der Deka rechnen für das Jahr 2024 mit einem weltweiten Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent. Damit würde es leicht hinter dem für 2023 erwarteten Wachstum von 2,9 Prozent zurückliegen. Die geopolitischen Risiken seien weiter gestiegen, würden jedoch bislang nicht auf die Weltwirtschaft einwirken, sagt Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. Eine Gefahr für die Wirtschaft würde dann bestehen, wenn sich der Krieg im Nahen Osten ausweiten und der Ölpreis für längere Zeit über der Marke von 120 US-Dollar je Barrel notieren würde. Davon geht der Deka-Chefvolkswirt jedoch nicht aus und rechnet vielmehr für die kommenden Jahre mit einem konstanten Wachstum.
 
Eine Belastung für die Wirtschaft ist nach Meinung von Kater der rasant angestiegene Zins. „Amerika, Europa und die Schwellenländer haben den Zinsanstieg bislang gut verkraftet“, sagt er. Allerdings sei die restriktive Geldpolitik der Notenbanken sowohl für die Realwirtschaft als auch für den Finanzsektor ein hohes Risiko.
 
Während die deutsche Volkswirtschaft 2023 insgesamt einen Rückgang von rund 0,6 Prozent hinnehmen musste, überraschte die US-Volkswirtschaft mit einem Wachstum von rund 2,4 Prozent. Grund dafür sind Katers Auffassung nach insbesondere die noch vorhandenen Corona-Aufschwungskräfte. Der erheblichen geldpolitischen Straffung habe eine sehr hohe Überschussnachfrage nach Arbeitskräften sowie eine hohe Überschussersparnis der privaten Haushalte gegenübergestanden. „Die positiven Corona-Aufschwungskräfte nehmen zwar ab, gleichzeitig gehen die Bremswirkungen der Geldpolitik zurück. Heraus kommen Wachstumsraten im Bereich des Potenzialwachstums“ erläutert Kater. Er erwartet für die US-Wirtschaft für 2024 ein Wachstum von 1,4 Prozent und für 2025 von 2 Prozent.
 
Auch für Europa, das zwischenzeitlich in eine technische Rezession gerutscht sei, könne für 2023 von einem leichten Zuwachs von 0,6 Prozent ausgegangen werden. Im Euroraum habe der Krieg in der Ukraine, der russische Gas-Lieferstopp sowie die zügigen Leitzinsanhebungen der Europäischen Zentralbank (EZB) eine vorübergehende Schwächephase eingeleitet. Dabei habe sich die Verlangsamung in Deutschland deutlich stärker ausgeprägt als in Frankreich oder Spanien. „Immerhin hat sich die europäische Energieversorgung unter großen organisatorischen, technischen und finanziellen Anstrengungen mittlerweile stabilisiert“, so der Deka-Volkswirt. In diesem Jahr bleibe es bei einer gedämpften Entwicklung der europäischen Konjunktur.
 
Privater Konsum entwickelt sich zur Wachstumsstütze
 
„Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland befindet sich unter strukturellem und konjunkturellem Druck“, stellt Kater heraus. In der Rückschau sei es zunächst die Inflation gewesen, die die real verfügbaren Einkommen aufgezehrt und den Konsum zum Erlahmen gebracht habe. „Inzwischen hat die Inflation ihren Höhepunkt überschritten und ist rückläufig. Basiseffekte, geringere Energiepreise und sinkende Importpreise haben dazu beigetragen“, führt der Deka-Chefvolkswirt aus. Doch um die für den Konsum entscheidenden real verfügbaren Einkommen wiederzubeleben, seien kräftige Lohnsteigerungen erforderlich. Gut für die deutsche Wirtschaft sei, dass sie mit knapp 6 Prozent Tariflohnwachstum leicht unterhalb der Lohndynamik zu Beginn der Neunzigerjahre und deutlich unterhalb der Siebzigerjahre bleibe. Bis in den Herbst 2023 litt der private Konsum unter den Kaufkraftverlusten durch die hohe Inflation. „Mit dem vierten Quartal sollte sich der private Konsum langsam wieder zu einer wichtigen Wachstumsstütze entwickeln“, so Kater. Stärkeren Impulsen durch privaten Konsum stünden schwächere Impulse von den Investitionen und dem Export gegenüber. Unterm Strich komme es zu einer leichten konjunkturellen Belebung. Erfreulich habe sich wiederum der Arbeitsmarkt entwickelt, der sich von der schwachen Konjunktur entkoppelt habe.
 
Die Schwächen des Standorts Deutschland bilden sich auch im
Deka-Standort-Indikator ab. Allerdings ließe das diffuse Bild einer allgemeinen Wachstumsschwäche die konkrete Notwendigkeit von Maßnahmen verschwimmen. „Die große Stärke der deutschen Wirtschaft sind nach wie vor ihre Unternehmen, die weiterhin eine bemerkenswerte Leistungs- und Anpassungsfähigkeit an den Tag legen“, stellt Kater heraus. Solange die Politik aber nicht wieder mehr Marktorientierung zulasse und stattdessen das bereits dichte Regulierungsnetz immer weiter ausbreite, würden diese in ihrer unternehmerischen Aufgabe mehr und mehr eingeschränkt.
 
Enttäuschend entwickelte sich die Wirtschaft in China. Nach den strikten Corona-Beschränkungen habe es das Land noch nicht geschafft, auf den gewohnten Wachstumspfad zurück zu kehren. „Das chinesische Wirtschaftswunder ist vorerst vorbei, solange es die Regierung nicht schafft, die Weichen für ein neues Geschäftsmodell der chinesischen Volkswirtschaft zu stellen“, stellt Kater klar und rechnet für 2024 mit einem Wachstum von 4,5 Prozent. „Damit bleibt China hinter den selbst gesetzten Zielen zurück und wird es in den kommenden Jahren bei der Erfüllung seiner Wachstumsagenda schwer haben.“
 
Bei welchem Niveau der Inflationsrückgang stoppe, sei jetzt die zentrale Frage, erläutert Kater. Davon hänge ab, welchen Weg die Notenbanken einschlagen würden. „Es ist unwahrscheinlich, dass die Inflation im Euroraum 2024 bereits wieder auf 2 Prozent zurückfallen wird“, so Kater. Vielmehr erwartet er für den Euroraum im Gesamtjahr eine Rate von 2,8 Prozent (Deutschland: 2,9) und für das Jahr 2025 einen Wert von 2,2 Prozent (Deutschland: 2,3).
 
Die Wirkungen der gegenwärtigen Turbostraffung der monetären Bedingungen seien bereits weit fortgeschritten, würden sich aber im Verlauf von 2024 weiter fortsetzen. An den Aktien- und Anleihemärkten seien die Vermögenspreise bereits ausreichend gefallen und hätten damit die Übertreibungen der Nullzinszeit bereits korrigiert. An den Immobilienmärkten würden sich diese Wirkungen 2024 noch fortsetzen. „Geldmengen- und Kreditaggregate sind in den vergangenen Jahren nicht übermäßig gewachsen, hier besteht wenig Korrekturbedarf“, beruhigt der Deka-Chefvolkswirt.
 
Die Bilanzen der Notenbanken schmelzen ab. Neben der schnellen Bilanzreduktion bei der Fed erwarten die Deka-Volkswirte auch im Euroraum ab 2023 eine deutliche Rückführung der Notenbankbilanz. „Nach einer Schrumpfung der EZB-Bilanz um ein Viertel (2,3 Bill. Euro) im Jahr 2023 erwarten wir im Jahr 2024 eine weitere Rückführung um rund 700 Mrd. Euro“, sagt Kater. Die rückläufige Notenbanknachfrage nach Anleihen werde das Zinsspektrum am Kapitalmarkt dauerhaft nach oben korrigiert belassen. „Bislang hat der Finanzsektor diese Bereinigungen gut überstanden, die Risikophase ist jedoch noch nicht überstanden“, warnt der Deka-Chefvolkswirt.
 
Aktienmarkt erweist sich als krisenfest
 
„Die Kapitalmärkte mussten in den zurückliegenden drei Jahren zahlreiche, einschneidende Krisen bewältigen“, kommentiert Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie der DekaBank. Die Flucht der Anlegerinnen und Anleger in Sicherheit und damit in Staatsanleihen hätte nicht zum Kapitalerhalt beigetragen. Vielmehr habe sich der Aktienmarkt krisenfest erwiesen. „Die starken Kurszuwächse und die hohe Wertstabilität der Aktienmärkte in den zurückliegenden Jahren sind weiterhin fundamental gerechtfertigt“, so Schallmayer. Aufgrund der Kehrtwende der Notenbanken und dem schnellen und starken Zinsanstieg habe an den Rentenmärkten Aufregung geherrscht. Nachdem sowohl die US-Notenbank als auch die EZB eine Zinserhöhungspause eingelegt habe, läge die einschneidende Niveauanpassung in der Vergangenheit. „Jetzt gilt es, den Zinsschock zu verarbeiten und sich den veränderten Zinsniveaus anzupassen.“
 
Das Finanzsystem habe die Zinsniveauveränderung hervorragend absorbiert, betont Schallmayer. Dies sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die Unternehmen über eine gesunde Bilanzstruktur verfügten. Eine niedrige Verschuldung, hohe liquide Aktiva und gute Cash-Flows führten zu der einmaligen Situation, dass die gestiegenen Zinsen in der Netto-Betrachtung sogar zu einem Vorteil der Unternehmen werden konnten. So hätten sich bei US-Unternehmen die Netto-Zinszahlungen – also Zinseinnahmen abzüglich Zinsausgaben – in den zurückliegenden drei Jahren um 170 Mrd. US-Dollar verringert.
 
Die rasante Gewinnerholung der Unternehmen in der Zeit nach der Coronakrise sowie deren solide und gute Finanzierung, kombiniert mit einer stabilen Margenentwicklung seien die Hauptfaktoren für den starken Gewinnzuwachs der Unternehmen sowohl in den USA als auch in Europa. „Die Unternehmensgewinne liegen in Relation zur Wirtschaftsleistung bei 11,8 Prozent und damit genau im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.“ In den USA erfolge der Gewinnanstieg der Unternehmen seit Jahren mit einer hohen Aufwärtsdynamik, die nur durch die Corona-Rezession kurzfristig unterbrochen worden sei. „Die Unternehmen haben gemessen am Stoxx 600 Index in den vergangenen Jahren ihren Gewinn je Aktie um rund ein Drittel steigern können“, sagt der Kapitalmarktexperte. In den USA seien es vor allem die Technologie- und Plattformkonzerne, die für einen strukturellen Gewinnanstieg sorgten. Solche Gewinntreiber wie in den USA suche man in Europa vergebens, dafür unterstützen diesseits des Atlantiks die hohen nominalen Wachstumsraten.
 
Gute Aussichten für die Kapitalmärkte
 
Neben den Wachstumsperspektiven spräche die Bewertung für die Aktienmärkte. Vor diesem Hintergrund hält Schallmayer die Aktienmärkte für attraktiv. „Besonders deutlich dürfte in den kommenden zwölf bis 24 Monaten der DAX zulegen, knapp gefolgt von europäischen Aktien und US-Aktien“, so seine Prognose. Was viele Investoren bislang übersehen hätten: „Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10,4 ist der DAX dank der guten Gewinnentwicklung zu einem wahren Value-Index geworden.“
 
„In den Industrieländern haben die Aktien gegenüber den Anleihen zwar die Nase vorne, allerdings hat sich der Ertragsausblick bei Anleihen in den vergangenen 24 Monaten so radikal wie bei sonst keiner anderen Anlageklasse verbessert“, stellt Schallmayer heraus. Dies gelte sowohl für Staatsanleihen als auch für Unternehmensanleihen. Beide Segmente seien in einer sehr guten Ausgangslage. „Vor allem europäische Unternehmensanleihen aus dem High-Yield-Segment dürften in den kommenden zwei Jahren hohe absolute Gesamtrenditen erwirtschaften“.
 
Die isolierte Betrachtung der einzelnen Anlageklassen verdeutliche, dass die Ertragserwartungen für Kapitalanlagen insgesamt positiv seien. „Die Rückkehr der Zinsen führt dazu, dass insbesondere Unternehmensanleihen neben Aktien jetzt ein ganz zentraler Bestandteil eines gut diversifizierten Anlageportfolios darstellen“, so Schallmayer. Somit lasse sich nicht nur ein wesentlich besser diversifiziertes und damit auch stabileres Anlageportfolio als noch vor einem Jahr zusammenstellen, sondern auch eines mit einer soliden Gesamtertragserwartung. Das größte Risiko, dem die Anleger derzeit ausgesetzt seien, sei der Wertverlust durch die Inflation. „Schutz vor Wertverlust bietet nur der Weg in die Kapitalanlage“, lautet sein Fazit.

Über die Deka

Die DekaBank ist das Wertpapierhaus der Sparkassen, gemeinsam mit ihren Tochtergesellschaften bildet sie die Deka-Gruppe. Mit Total Assets in Höhe von 373 Mrd. Euro (per 30.06.2023) sowie 5,4 Millionen betreuten Depots ist sie einer der größten Wertpapierdienstleister und Immobilien-Asset Manager in Deutschland. Sie eröffnet privaten und institutionellen Anlegern Zugang zu einer breiten Palette an Anlageprodukten und Dienstleistungen. Die DekaBank ist fest verankert in der Sparkassen-Finanzgruppe und richtet ihr Angebotsportfolio ganz nach den Anforderungen ihrer Eigentümer und Vertriebspartner im Wertpapier­geschäft aus.

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