Presseinformation

Deka-Prognose: Wirtschaft und Kapitalmärkte im Schraubstock zwischen Inflation und Geopolitik

  • Notenbanken beenden historische Nullzinsphase; 2023 mit deutlich geringeren Inflationsraten
  • Deutsche Wirtschaft: Nur noch Stagnation 2022; große mittelfristige Herausforderungen
  • Unternehmen aus Europa sind aktuell historisch günstig bewertet
  • Kapitalerhalt geht 2022 nur mit breit diversifiziertem Portfolio
 
Frankfurt – 05.07.2022

Die DekaBank rechnet für das Jahr 2022 mit einem globalen Wirtschaftswachstum von 2,9 Prozent. „Die international immer noch vorhandenen Lieferengpässe, die No-Covid-Strategie Chinas und der Krieg in der Ukraine beeinträchtigen das Wirtschaftsleben deutlich“, so Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Für Deutschland rechnet er mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,6 Prozent: „Eine gefährdete Energieversorgung, rekordhohe Inflationsraten und eine schwächelnde Weltkonjunktur verlangen auch von den deutschen Unternehmen ihren Tribut. Die Perspektiven für die deutsche Konjunktur werden sich im Jahresverlauf weiter verfinstern“, sagt Kater. Insbesondere das Risiko einer unzureichenden Erdgasversorgung wird immer größer: „Nach unserer Auffassung sind die bisherigen Kürzungen von Erdgaslieferungen politisch motiviert. Das sind schlechte Vorzeichen für das Winterhalbjahr“, so Kater. Trotzdem sei er zuversichtlich, dass nach den Herausforderungen in den kommenden Quartalen die Abkoppelung von russischen Gaslieferungen zügig bewältigt würden.
 
Mit Blick auf die Notenbanken trug der geopolitische Kurswechsel zu einer Neuorientierung an den Finanzmärkten bei. Sorge bereiten Kater die Entwicklung der Inflation und die zunehmende Wahrscheinlichkeit etwaiger Zweitrundeneffekte. „Das Makrosystem ist aus dem Gleichgewicht geraten. Es handelt sich nicht mehr um eine Inflationswelle, die sich von selbst korrigiert. Die Notenbanken müssen eingreifen, um die monetäre Stabilität wiederherzustellen“, so Kater. Es gehe jetzt darum, eine Verfestigung oder gar eine weitere Beschleunigung der Inflation zu verhindern. Anders als in früheren Hochinflationszeiten hätte nicht nur die Entwicklung der Nachfrage die Inflation in einem außerordentlichen Ausmaß angefeuert, sondern auch die Angebotsprobleme. „In dieser Situation kommt auch der Wirtschaftspolitik eine wichtige Aufgabe bei der Bekämpfung der Inflation zu. Vor allem muss das Angebot an Energie gesichert werden“, betont Kater.
 
Notenbanken im Verteidigungsmodus
Nach dem deutlichen Zinsschritt im Juni in den USA durch die Notenbank Fed um 0,75 Prozentpunkte und den jüngsten Ankündigungen der Europäischen Notenbank (EZB) rechnen die Volkswirte der DekaBank für Mitte 2023 im Euroraum mit einem Geldmarktsatz von 1,5 und in den USA von mehr als 3 Prozent. „Die Notenbanken sind endlich aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht und haben – nach langem Zögern – im Rekordtempo die Zinserwartungen nach der langen Zeit der Nullzinsphase nunmehr nach oben geschraubt“, bewertet Kater den Kurswechsel positiv. Anders als in den 70er Jahren sei die Aufgabenzuordnung der Notenbanken heute klar geregelt. „Ausgewachsene Inflationsprozesse bedeuten am Ende dauerhafte und damit höhere Wohlstandsverluste. Mit ihrem entschlossenen Handeln treten die Notenbanken dem entschieden entgegen.“ Allerdings könne sich im Laufe des nächsten Jahres herausstellen, dass zinspolitisch noch einmal nachgelegt werden müsse.
 
Die Konjunktur sieht die DekaBank im Schraubstock von hohen Energiepreisen, erodierender Konsumentennachfrage, nachlassender Weltkonjunktur und fortdauernder Corona-Gefahren. „Mehr als Stagnation ist nicht mehr drin. Es ist ein verlorenes Wachstumsjahr für die deutsche Volkswirtschaft. Wir bezahlen nun den Preis für eine zu einseitige Energieabhängigkeit von Russland“, so Kater.
 
Aktienbewertungen sprechen für sich
An den Kapitalmärkten haben sich die Rahmenbedingungen in den zurückliegenden Monaten deutlich verändert. Selbst Anleger mit einem gut diversifizierten Portfolio konnten Verluste nur eindämmen, jedoch nicht vermeiden. Die dramatischen Anpassungen an den Rentenmärkten haben auf alle Anlageklassen ausgestrahlt und zu deutlichen Bewertungsanpassungen geführt. Amerikanische Aktien (S&P 500) verzeichnen seit Januar Kursrückgänge von fast 20 Prozent. Das ist das bislang drittschlechteste Jahr seit 1933. Auch die Indizes aus Europa und Deutschland konnten sich diesem Trend nicht entziehen. „Die Gewinnaussichten der meisten DAX-Unternehmen sind trotz des Krisenumfeldes jedoch stabil oder konnten sich sogar noch verbessern", sagt Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der DekaBank. Dabei sind viele Unternehmen in der Lage, gestiegene Preise an ihre Kunden weiterzugeben. Zwar verzeichnen einige Firmen einen Nachfragerückgang, allerdings sind die Auftragsbücher auch nach etwaigen Stornierungen noch gut gefüllt. Dank der stabilen Unternehmensgewinne haben die Kursrückgänge zu deutlich niedrigeren Bewertungen der Aktienmärkte geführt.
 
Im historischen Vergleich notieren Aktien wieder unter ihren langjährigen Durchschnittsbewertungen. Dies gilt insbesondere für deutsche und europäische Aktien, aber auch für Japan und Schwellenländer. Die Bewertungen blieben aktuell jedoch von den Marktteilnehmern oftmals unberücksichtigt. „Dank der niedrigen Bewertungen sind Kursrückgänge mittelfristig selbst in einem Rezessions-Szenario begrenzt“, erläutert Schallmayer. Wurde der DAX Ende 2020 noch mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15,8 gehandelt, liege es aktuell bei 10,5. Der langfristige Durchschnitt liegt bei 12,2.
 
Angesichts des unsicheren Gesamtumfeldes gelte es jetzt, Risiken zu begrenzen und über die Anlageklassen hinweg zu streuen, so Schallmayer. Mit den zurückkommenden Zinsen vor allem in den USA, aber auch in Europa, sei jetzt ein über unterschiedliche Anlageklassen verteiltes Portfolio wichtiger denn je. „Durch den starken Renditeanstieg gelingt es heute leichter ein gut diversifiziertes Portfolio zusammenzustellen, als das noch vor einem Jahr der Fall war.“ Allerdings sollten die verbesserten nominalen Renditeaussichten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die realen Ertragserwartungen bei vielen Anlageklassen weiterhin negativ sind. „Die hohen Inflationsraten greifen das Vermögen der Anleger stark an.“ Der reale Vermögenserhalt müsse deshalb die zentrale Aufgabe einer Anlagestrategie sein. „Die fundamentale Bewertung von Aktien, kombiniert mit der Ertragskraft vieler Unternehmen, bieten gute Chancen, den Vermögenserhalt sicherzustellen“, ist Schallmayer überzeugt. Auf Sicht von zwölf Monaten rechnet er zwar weiterhin mit Kursschwankungen, allerdings könnten Anleger nicht nur von Dividendenzahlungen der Unternehmen profitieren, sondern auch von moderaten Kurssteigerungen. Bis Ende Juni 2023 prognostiziert Schallmayer einen DAX-Stand, der um die 15.000 Punkte notiert.

Über die Deka

Die DekaBank ist das Wertpapierhaus der Sparkassen, gemeinsam mit ihren Tochtergesellschaften bildet sie die Deka-Gruppe. Mit Total Assets in Höhe von mehr als 395 Mrd. Euro (per 31.12.2021) sowie über 5,2 Millionen betreuten Depots ist sie einer der größten Wertpapierdienstleister und Immobilien-Asset Manager in Deutschland. Die DekaBank ist als 100-prozentige Tochter der deutschen Sparkassen fest verankert in der Sparkassen-Finanzgruppe.

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