Wertpapiergeschäft in der Hosentasche

Seit einem Jahr können Sparkassen-Kunden die S-Invest App in den App-Stores herunterladen. Was ist die Idee hinter der App? Kann diese mehr als der Wettbewerb? Und was kommt als nächstes? Fragen zum 1. Geburtstag an die Initiatoren und Entwickler, Dr. Olaf Heinrich von der Deka und Dirk Pemsel von der Finanz Informatik.

Herr Dr. Heinrich, der typische Sparkassen-Kunde ist kein Digital Nativ. Wurde die App dennoch angenommen?
Heinrich: Klar, digitale Lösungen sind insbesondere für junge Kunden selbstverständlich. Aber nicht nur die sog. Digital Natives oder Generation Z wollen Lösungen für ihr Smartphone oder Tablet. Sparkassen bestätigen uns, dass die Akzeptanz für digitale Bank- und Wertpapiergeschäfte generationsunabhängig nicht nur steigt, sondern bereits alltäglich ist.
 
Die Digitalisierung der Kundenschnittstelle im Wertpapiergeschäft ist bereits seit Jahren für die Deka ein Investitionsschwerpunkt. Corona hat die Nachfrage sicherlich noch verstärkt. Die Bereitstellung eines Mobilangebotes Ende April letzten Jahres war daher der konsequente Schritt. Aktuell haben über 700.000 Kunden die App heruntergeladen.
Welchen Mehrwert bietet die S-Invest-App?
Pemsel: Mit der App können Kunden die Wertpapierdepots in ihrer Portfolioansicht bündeln und verwalten. Außerdem ist es eine Ergänzung zu den bestehenden Möglichkeiten Wertpapiergeschäfte schnell und einfach zu tätigen. Kurz, die App bietet neben dem klassischen Filialbesuch oder der Internet-Filiale einen weiteren Zugang zu Wertpapieren. Kunden sind mit der App mobiler unterwegs und können die Wertpapiergeschäfte quasi in der Hosentasche zu jeder Zeit und an jedem Ort erledigen.
Nun sind ja bereits zahlreiche Wertpapier-Apps am Markt. Was unterscheidet die S-Invest App von Wettbewerbern?
Heinrich: Sicherlich gibt es bereits viele Wertpapier-Apps am Markt. Ziel war es, den Wertpapierkunden in den Sparkassen eng verzahnt mit der S-App eine bankenübergreifende Portfoliosicht zu ermöglichen. Es können nicht nur Depots der Deka-Gruppe und der Sparkassen-Finanzgruppe angezeigt werden. Kunden können auch die Depots von anderen Banken einspielen lassen. Wer die S-Invest App auf dem Smartphone hat, erspart sich somit das Einloggen in unterschiedliche Apps und erhält so den kompletten Überblick über alle seine Depots und Wertpapierbestände.
Und was ist der Unterschied zu der S-App der Sparkassen?
Pemsel: In der S-App liegt der Fokus auf den Banking-Funktionalitäten. Diese wird nicht mit Spezial-Funktionen überfrachtet. Die S-App ist quasi die Basis-App. Mit Satelliten-Apps können weitere Funktionen in einer Spezial-App an die Basis-App angefügt werden. Die S-Invest App ist also die Ergänzung für das Brokerage. Hier können Kunden zusätzliche Features rund um das Wertpapiergeschäft nutzen. Außerdem entspricht die S-Invest App dem Look-and-Feel der Sparkasse und der S-App.
Was müssen Nutzer der S-App tun, um künftig das Wertpapier-Geschäft über die S-Invest App zu nutzen?
Pemsel: Die S-Invest App steht in den App-Stores von Apple und Google zum Download zur Verfügung. Eine sehr viel schnellere und komfortablere Einrichtung, das sogenannte Onboarding, ist aus der S-App mit automatischer Datenübernahme möglich und hat sehr viele Kunden begeistert. Zudem können nach erfolgter Einrichtung jederzeit weitere Depots durch die Kunden in die S-Invest App hinzugefügt werden. Die Anmeldedaten können bei der Einrichtung aus der S-App in die S-Invest App nach Zustimmung durch den Kunden übernommen werden. Direkt nach dem Abschluss der Installation kann es losgehen und die intuitiv bedienbare S-Invest App genutzt werden.
Wann werden weitere Funktionen folgen?
Heinrich: Die S-Invest-App wird kontinuierlich weiterentwickelt. Nachdem wir die Portfolioanalyse bereitgestellt haben, widmen wir uns im nächsten Schritt der Individualisierung.  Beispielsweise können mit dem neuen App-Release Sparkassen u.a. individuelle Content-Inhalte im Bereich der „Anlageideen“ einbinden, und den Kunden somit weitere attraktive Informationen rund um das Wertpapiergeschäft, passgenau abgestimmt auf deren Wertpapierkenntnisse, bieten. Selbstverständlich runden wir das Produktangebot weiter ab, so bieten wir ab dem nächsten Release auch das Deka-AbräumSparen an. Ab Herbst 2021 wird es die Möglichkeit des Ausspielens von Push-Nachrichten und vertrieblicher Kundenansprachen geben sowie ein Angebot für die Anlage von Musterdepots geschaffen, um einige Beispiele zu nennen.
Und was planen Sie für das zweite und dritte Lebensjahr der App?
Heinrich: Fest steht, dass die Deka und die FI die App gemeinsam weiterentwickeln. In die Entwicklung fließt ständig Feedback – Lob und Kritik – der Kunden ein.  Bislang stehen Services im Vordergrund der Entwicklung. Die App hat mit ihrer Reichweite und Nutzungsintensität aber auch ein hohes vertriebliches Potential. Push-Nachrichten, nutzerspezifischer Content und individuelle Kundenansprache müssen dafür weiter ausgebaut werden. Auch die Erweiterung und der Umbau der Rubrik „Märkte, Charts, Unternehmensnachrichten“ ist ein Thema, dass wir bereits in unseren Planungen haben.