„Die Dividende ist in stürmischen Zeiten ein stabilisierender Faktor“
„Die Dividende ist in stürmischen Zeiten ein stabilisierender Faktor“
DAX- und M-DAX-Unternehmen schütten 2026 erneut hohe Dividenden aus – das prognostiziert das Makro-Research-Team um Joachim Schallmayer für die kommende Dividendensaison. Im Interview spricht Schallmayer über die Ergebnisse der aktuellen Studie und erläutert, warum Dividenden ein wichtiger Stabilitätsfaktor sind.
Joachim Schallmeyer
Leiter Kapitalmärkte und Strategie, Deka
Herr Schallmayer, Europa ist in der Krise, und in Deutschland lässt das Wirtschaftswachstum seit Jahren auf sich warten. Trotzdem notieren Aktienkurse auf hohem Niveau. Wie passt das zusammen?
Joachim Schallmayer: Richtig, während sich die gesamtwirtschaftliche Leistung in Deutschland in den vergangenen Jahren auf der Stelle bewegt und kaum über das Vor-Corona-Niveau angestiegen ist, notieren die Kurse der im DAX enthaltenen Unternehmen im gleichen Zeitraum über 50 Prozent höher. Wesentliche Gründe für diese Abkopplung sind die globale Aufstellung der Unternehmen, verbunden mit operativer Flexibilität und Kostendisziplin. Das unterstützt eine gute Kursentwicklung. Dazu kommen die erzielten Gewinne. Seit Ende 2019 sind die Unternehmensgewinne um rund ein Drittel angestiegen. Nach dem deutlichen Niveausprung im Jahr 2021 bröckelten sie danach allerdings leicht ab. Die Kurse sind also durchaus stärker als die Gewinne gestiegen, entsprechend haben sich die Bewertungen in den vergangenen Jahren stetig nach oben bewegt. Dieser Trend ist ein Warnsignal und sollte sehr genau im Blick behalten werden.
Joachim Schallmayer: Richtig, während sich die gesamtwirtschaftliche Leistung in Deutschland in den vergangenen Jahren auf der Stelle bewegt und kaum über das Vor-Corona-Niveau angestiegen ist, notieren die Kurse der im DAX enthaltenen Unternehmen im gleichen Zeitraum über 50 Prozent höher. Wesentliche Gründe für diese Abkopplung sind die globale Aufstellung der Unternehmen, verbunden mit operativer Flexibilität und Kostendisziplin. Das unterstützt eine gute Kursentwicklung. Dazu kommen die erzielten Gewinne. Seit Ende 2019 sind die Unternehmensgewinne um rund ein Drittel angestiegen. Nach dem deutlichen Niveausprung im Jahr 2021 bröckelten sie danach allerdings leicht ab. Die Kurse sind also durchaus stärker als die Gewinne gestiegen, entsprechend haben sich die Bewertungen in den vergangenen Jahren stetig nach oben bewegt. Dieser Trend ist ein Warnsignal und sollte sehr genau im Blick behalten werden.
Sie haben die im DAX und M-DAX gelisteten Unternehmen jetzt genauer analysiert. Zu welchen Schlüssen kommen Sie?
Die Ausschüttungen werden 2026 zwar keine neuen Rekordstände markieren, mit einem zu erwartenden Volumen von 53 Milliarden Euro aber in etwa das Ausschüttungsniveau von 2024 erreichen. Unter der Oberfläche ist allerdings ordentlich Bewegung angesagt: Bei den ehemals dividendenstarken Automobilunternehmen stottert der Motor, sie müssen ihre Ausschüttungen weiter zusammenstreichen. Zusammengenommen stehen sie nur noch für rund 13 Prozent der Dividenden, 2024 belief sich der Anteil noch auf ein Drittel. Mit einer schnellen Rückkehr zur Dividendenstärke ist in diesem Sektor nicht zu rechnen. Währenddessen gibt der Finanzsektor Vollgas. Banken und Versicherungen sind mittlerweile vom absoluten Volumen her mit 14,2 Milliarden Euro die größten, zugleich aber auch die am schnellsten wachsenden Dividendenzahler.
Die Ausschüttungen werden 2026 zwar keine neuen Rekordstände markieren, mit einem zu erwartenden Volumen von 53 Milliarden Euro aber in etwa das Ausschüttungsniveau von 2024 erreichen. Unter der Oberfläche ist allerdings ordentlich Bewegung angesagt: Bei den ehemals dividendenstarken Automobilunternehmen stottert der Motor, sie müssen ihre Ausschüttungen weiter zusammenstreichen. Zusammengenommen stehen sie nur noch für rund 13 Prozent der Dividenden, 2024 belief sich der Anteil noch auf ein Drittel. Mit einer schnellen Rückkehr zur Dividendenstärke ist in diesem Sektor nicht zu rechnen. Währenddessen gibt der Finanzsektor Vollgas. Banken und Versicherungen sind mittlerweile vom absoluten Volumen her mit 14,2 Milliarden Euro die größten, zugleich aber auch die am schnellsten wachsenden Dividendenzahler.
Wir finden hier eine Kombination aus stetig steigenden Ausschüttungen der Versicherer und dem Comeback der Banken. Die Branche, die für die zweithöchsten Ausschüttungsvolumina steht, ist mit erwarteten 11,6 Milliarden Euro der Industriesektor. Das ist ein Zuwachs von rund 600 Millionen Euro gegenüber den Auszahlungen 2025. Insgesamt ergibt sich eine unverändert hohe Konzentration auf wenige Dividendenzahler. Die Top 10-Unternehmen stehen für rund die Hälfte der gesamten Dividendenausschüttungen – und einen ähnlich hohen Anteil an den gesamten Unternehmensgewinnen im DAX.
Wie schaffen es die Unternehmen, in einem so schwierigen Umfeld erfolgreich zu sein?
Blickt man auf die vergangenen Monate, so zeigt sich, dass die schwache heimische Wirtschaft sowie die unvorteilhafte Kostensituation – in Kombination mit der veränderten Geopolitik, den Zollbelastungen und der starken globalen Konkurrenzsituation – zunehmend Bremsspuren in der Entwicklung der Unternehmensgewinne hinterlassen. Auch 2025 liegen die von den DAX-Unternehmen erwirtschafteten Gewinne leicht unterhalb des Vorjahresniveaus. Bei der Festsetzung der Dividenden haben die Unternehmen aber nicht nur die zurückliegende, sondern vor allem die aktuelle und die kommende Geschäftsentwicklung im Blick. Eine hohe Dividendenkontinuität ist somit auch ein Signal der Erwartung stabiler oder sich moderat verbessernder Geschäftsperspektiven. Vor diesem Hintergrund können Dividenden in stürmischen Zeiten ein stabilisierender Faktor sein.
Aus diesem Grund halten wir die für das kommende Jahr erwarteten Ausschüttungen für gut unterstützt und rechnen 2026 und 2027 wieder mit leicht ansteigenden Unternehmensgewinnen. Diese Erwartung ist zum einen der niedrigen Vergleichsbasis geschuldet. Zum anderen rechnen wir damit, dass sich die großen strukturellen Veränderungen und fiskalischen Ausgabenprogramme stärker in den Gewinnzahlen der Unternehmen niederschlagen werden. Darüber hinaus sollte die Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft der europäischen Unternehmen nicht unterschätzt werden. Die Unternehmen sind mit großer Geschwindigkeit dabei, sich neu aufzustellen, um in Zukunft von den strukturellen Veränderungen in der globalen Ökonomie zu profitieren.
Blickt man auf die vergangenen Monate, so zeigt sich, dass die schwache heimische Wirtschaft sowie die unvorteilhafte Kostensituation – in Kombination mit der veränderten Geopolitik, den Zollbelastungen und der starken globalen Konkurrenzsituation – zunehmend Bremsspuren in der Entwicklung der Unternehmensgewinne hinterlassen. Auch 2025 liegen die von den DAX-Unternehmen erwirtschafteten Gewinne leicht unterhalb des Vorjahresniveaus. Bei der Festsetzung der Dividenden haben die Unternehmen aber nicht nur die zurückliegende, sondern vor allem die aktuelle und die kommende Geschäftsentwicklung im Blick. Eine hohe Dividendenkontinuität ist somit auch ein Signal der Erwartung stabiler oder sich moderat verbessernder Geschäftsperspektiven. Vor diesem Hintergrund können Dividenden in stürmischen Zeiten ein stabilisierender Faktor sein.
Aus diesem Grund halten wir die für das kommende Jahr erwarteten Ausschüttungen für gut unterstützt und rechnen 2026 und 2027 wieder mit leicht ansteigenden Unternehmensgewinnen. Diese Erwartung ist zum einen der niedrigen Vergleichsbasis geschuldet. Zum anderen rechnen wir damit, dass sich die großen strukturellen Veränderungen und fiskalischen Ausgabenprogramme stärker in den Gewinnzahlen der Unternehmen niederschlagen werden. Darüber hinaus sollte die Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft der europäischen Unternehmen nicht unterschätzt werden. Die Unternehmen sind mit großer Geschwindigkeit dabei, sich neu aufzustellen, um in Zukunft von den strukturellen Veränderungen in der globalen Ökonomie zu profitieren.
Womit rechnen Sie im kommenden Jahr? Wo sollten Investierende einsteigen?
Aktien sind für uns im kommenden Jahr nach wie vor die aussichtsreichste Anlageklasse. Auch für den DAX erwarten wir weitere Anstiege, von der Kursentwicklung allerdings nicht mehr ganz so dynamisch wie im Jahr 2025. Der Einstieg lohnt in jedem Fall: Gerade bei begrenzten Kursperspektiven spielt die Dividende eine wichtige Rolle für den Gesamtertrag der Aktienanlage. Leider wird dieser Aspekt zu oft übersehen, dabei ist die wiederangelegte Dividende der Kursturbo in jedem Aktiendepot.
Aktien sind für uns im kommenden Jahr nach wie vor die aussichtsreichste Anlageklasse. Auch für den DAX erwarten wir weitere Anstiege, von der Kursentwicklung allerdings nicht mehr ganz so dynamisch wie im Jahr 2025. Der Einstieg lohnt in jedem Fall: Gerade bei begrenzten Kursperspektiven spielt die Dividende eine wichtige Rolle für den Gesamtertrag der Aktienanlage. Leider wird dieser Aspekt zu oft übersehen, dabei ist die wiederangelegte Dividende der Kursturbo in jedem Aktiendepot.
Der DAX, der als Performanceindex aufgesetzt ist, berücksichtigt diesen Effekt – und der Vergleich mit der reinen Kursentwicklung zeigt, wie massiv der Dividendeneffekt ausfällt. Gerade in einem von anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten gekennzeichneten Umfeld wird sich ein Portfolio aus ertragsstarken Dividendentiteln besonders gut behaupten können. Anlegerinnen und Anleger, die Aktien über den Dividendentermin hinweg halten, profitieren auch 2026 von den Ausschüttungen.