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30.05.2022

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4 Min.

„Reiselust 2022 wieder auf Vor-Corona-Niveau“

Text:

Der Zukunfts- und Tourismusforscher Ulrich Reinhardt spricht im Interview mit fondsmagazin über Reisegewohnheiten, ob und wo die die Menschen am Urlaub sparen und wie sich der Reise- und Tourismusmarkt in den kommenden Jahren entwickeln könnte.

Herr Reinhardt, in den vergangenen zwei Pandemiejahren war Reisen nur eingeschränkt möglich. Das hat der Tourismusbranche herbe Einbrüche beschert. Besteht nun die Aussicht auf eine deutliche Erholung?

Urlaub und Reisen war immer auch während der Pandemie ein Thema. In der vergangenen Reisesaison 2021 packte fast jeder zweite Bundesbürger wenigstens einmal seine Koffer. Man merkt allerdings jetzt an den Buchungszahlen: Das Thema Corona rückt zunehmend in den Hintergrund. Dieses Jahr wird die Reiselust auf das Vor-Corona-Niveau zurückkehren – mit Unterschieden allerdings bei den Urlaubsarten und Destinationen. Während in manchen Ländern noch viele Hotelbetten und Strandliegen leer bleiben, wird es in zahlreichen inländischen Feriengebieten eher heißen: ausgebucht. Dass sich die Tourismusbranche wieder erholt, war bislang nach jeder Krise der Fall. Stets zeigten sich die Bundesbürger krisenbewusst, stellten aber nie das Reisen grundsätzlich infrage. Dafür ist Verreisen einfach zu beliebt.

Hat sich die Tourismusbranche verändert?

Die Branche hat gemerkt, dass sie gegen eine weltweite Pandemie nicht immun ist. Waren es bisher immer nur bestimmte Regionen, die Einbußen verzeichneten, traf es jetzt jede Destination, jedes Hotel, jede Attraktion und jede Urlaubsart. Die Branche war überhaupt nicht vorbereitet und wurde entsprechend hart getroffen – mit zum Teil dramatischen Einbußen.

Wie können sich vom Tourismus abhängige Unternehmen, aber auch die Konsumentinnen und Konsumenten auf zukünftige Krisen besser vorbereiten, wenn es um den Urlaub geht?

Die Branche hat an vielen Stellen schon während der Pandemie ihre Lehren gezogen – zum Beispiel durch umfassende Hygienemaßnahmen vor Ort, eine bessere digitale Kundenkommunikation und flexiblere Umbuchungsmöglichkeiten. Wahrscheinlich ist, dass sich viele Anbieter breiter aufstellen werden, um auf zukünftige Krisen und Pandemien besser vorbereitet zu sein und Folgen abzuschwächen. Denkbar sind zum Beispiel mehr Angebote im Bereich des Individualtourismus, der weniger stark betroffen war. Wichtig für die Anbieter ist, aus den bestandenen Herausforderungen und positiven Erfahrungen zu lernen, sich weiterzuentwickeln, Maßnahmen und Instrumente, die sich in der Krise bewährt haben, weiterzuführen und nicht einfach zurückzukehren zu einem „So haben wir es schon immer gemacht“.

Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter, BAT-Stiftung für Zukunftsfragen

„Der Wunsch nach Erholung und Rundum-sorglos-Paket ist bei den Menschen sehr stark ausgeprägt“

Hat sich die Einstellung der Urlaubenden zum Thema Reise denn geändert?

Aus den Ergebnissen unserer Tourismusanalyse 2022, für die wir einen repräsentativen Querschnitt der deutschen Bevölkerung von über 3.000 Personen ab 18 Jahren befragt haben, wissen wir, dass den Bürgerinnen und Bürgern eine kurzfristige Stornierung ihrer Reise mehr Sorgen bereitet als eine Infektion mit Corona. Und die Befürchtungen vor zu strengen Coronaschutzmaßnahmen am Urlaubsort sind größer als vor zu wenigen Auflagen. Diese beiden Fakten zeigen deutlich, dass der Wunsch nach Erholung und einem Rundum-sorglos-Paket bei den Bürgern sehr stark ausgeprägt ist.

Wird wie im Vorjahr der abgeschottete Individualtourismus in Form von Camping, Wohnmobilen und Ferienwohnungen dominieren, oder kommt es zu einem Comeback des klassischen Pauschaltourismus?

Das gleicht sich aus. Die einen genießen den Alles-inklusive-Komfort einer Pauschalreise, gerade auch mit Blick auf die oftmals leichten Stornierungsmöglichkeiten. Andere bevorzugen die Individualität etwa von Ferienwohnungen oder -häusern und damit die Möglichkeit, die Distanz zu Mitreisenden und den Menschen vor Ort selbst bestimmen zu können. Die Entscheidung für ein Konzept hängt überwiegend von der individuellen Lebensphase ab. Rucksack- und Individualreisen machen vor allem jüngere Menschen, Pauschalreisen und Kluburlaube ziehen eher Familien mit kleinen Kindern in Betracht. Und Städte- und Kulturreisen favorisieren Paare und Ruheständler.

Wie bestimmen diese Vorlieben die Nachfrage in der vor uns liegenden Saison?

Der Inlandstourismus war schon immer sehr beliebt, hat durch Corona aber noch einmal einen deutlichen Boom erfahren. Die ersten Zahlen zeigen, dass die deutschen Feriengebiete an Nord- und Ostsee sowie im Süden in diesem Sommer wahrscheinlich schon bald ausgebucht sein werden. Und auch rund ums Mittelmeer ist zu erwarten, dass es wieder voll wird. Dagegen werden Fernreisedestinationen wie etwa die USA oder die Malediven eher zögerlich gebucht, wie die Daten von Reisebüros und Online-Reiseportalen zeigen. Sie dürften bislang hinter den geplanten Urlauberzahlen zurückbleiben.

Auf welche Kundenwünsche müssen Veranstalter nun verstärkt reagieren?

Der Wunsch nach Flexibilität und Sicherheit vor Ort bleibt bestehen und sollte unbedingt berücksichtigt werden. Die Hälfte der Deutschen hat feste Reiseabsichten, aber auch mehr als jeder Fünfte ist noch unsicher und kann nur gewonnen werden, wenn man ihm diese Unsicherheit nimmt. Ansonsten bleibt es bei dem bekannten Grundsatz: Der Urlaub muss besondere, vor allem aber bessere Erlebnisse bieten als der Alltag – und die Verantwortung dafür wird auf den Veranstalter übertragen.

Ist der Urlaub für die Mehrzahl durch die hohe Teuerung überhaupt noch bezahlbar?

Urlaub bleibt das Highlight des Jahres. Dafür arbeiten viele Deutsche 50 Wochen im Jahr. Eher schränken sie sich in ihrem Alltag ein, als auf Reisen zu verzichten und die schönsten Wochen des Jahres notgedrungen daheim verbringen zu müssen. Diejenigen, die sich ihren Urlaub in gewohnter Form nicht mehr leisten können, werden eher an der Urlaubslänge sparen, die Anreisewege verkürzen oder die Urlaubsart ändern, bevor sie gar nicht mehr verreisen.

Ulrich Reinhardt ist Wissenschaftlicher Leiter der „BAT-Stiftung für Zukunftsfragen“. Der promovierte Verhaltenswissenschaftler hat eine Professur für Empirische Zukunftsforschung am Fachbereich Wirtschaft der FH Westküste in Heide. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen u. a. den gesellschaftlichen Wandel, die Arbeits- und Europaforschung sowie das Freizeit-, Konsum- und Tourismusverhalten der Deutschen. Er veröffentlicht regelmäßig einen Zukunfts-Podcast namens „Später war alles besser“.

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