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20.11.2023

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4 Min.

Klein, aber innovativ (und Oho)

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Die Schweiz feiert in diesem Jahr ihr 175. Staatsjubiläum. Deka-Fondsmanager Matthias Bussemer erläutert, weshalb die Schweizer Konzerne attraktiv sein können – und warum ein vom Anlageuniversum her enger Länderfonds als Beimischung im Portfolio interessant sein kann.

Samstagmittag in der Innenstadt von Konstanz: In der Fußgängerzone der Bodenseemetropole herrscht dichtes Gedränge. An den meisten Parkhäusern im Zentrum leuchtet „Belegt“ auf. Das Gros der Fahrzeuge, die davor Schlange stehen, tragen Schweizer Nummernschilder. In den Geschäften und auf den Tischen der Cafés ist das markante Schwyzerdütsch deutlich herauszuhören. Konstanz, Singen oder Weil am Rhein – in den deutschen Grenzregionen zur Schweiz ist der Shoppingtourismus aus dem Nachbarland mit voller Kraft zurück. Das „Cano“-Einkaufscenter in Singen verzeichnete in diesem Sommer zum Beispiel bis zu 40 Prozent mehr eidgenössische Besucherinnen und Besucher.

Auf den Abstecher über die Grenze hatten viele Schweizerinnen und Schweizer lange Zeit verzichtet. Erst wegen Corona. Dann, weil hierzulande die Preise sprungartig stiegen. Der jahrelange Kaufkraftvorteil des Franken, er schmolz wie ein Gletscher in der Sonne. Doch in diesem Jahr spielt die Schweizer Währung ihre Stärke wieder aus – und die Einkaufslust der Eidgenossen ist erneut geweckt. Beflügelt wird der Franken von der niedrigen Inflation in der Schweiz. Sie lag im Oktober bei moderaten 1,7 Prozent. Selbst auf dem Höhepunkt der Preissteigerungswelle, die im vergangenen Jahr über die Weltwirtschaft hinweggeschwappt ist, erreichte die Inflation bei den Eidgenossen nur 3,5 Prozent, während zum gleichen Zeitpunkt in Deutschland der Wert zweistellig war.

Zinserhöhungen erst einmal gestoppt

Dennoch hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) im vergangenen Jahr angefangen, ihre Zinsen zu erhöhen. Nach fünf Trippelschritten in Folge haben die Notenbanker im September die geldpolitische Straffung erst einmal gestoppt. Den Leitsatz beließen sie bei unverändert 1,75 Prozent. Erleichtert hat ihnen die Entscheidung die solide Haushaltspolitik der Regierung. „Eine ausgeklügelte Schuldenbremse, die an die Konjunkturentwicklung gekoppelt ist, hält die Neuverschuldung nachhaltig in Grenzen“, sagt Matthias Bussemer, Fondsmanager des Deka-Schweiz. Ende 2022 hatte der Bund Schulden von 120 Milliarden Franken. Dies entspricht einer Schuldenquote von 15,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Zusammen mit Kantonen und Gemeinden weist die Schweiz eine Schuldenquote von knapp 28 Prozent des BIP auf. 

Dazu kommen vergleichsweise stabile politische Verhältnisse. Zwar hat bei den jüngsten Bundesratswahlen die rechtskonservative SVP zugelegt und die Grünen haben deutlich verloren. An der Regierungszusammensetzung änderte das Wahlergebnis faktisch aber nichts. Seit Jahrzehnten regieren die langfristig wählerstärksten Parteien nach einem komplexen System zusammen. Während der Legislaturperiode nehmen die Bürgerinnen und Bürger zusätzlich über Volksabstimmungen direkten demokratischen Einfluss. Damit setzt sich die Tradition fort, denn die Schweiz wurde 1848 die erste Demokratie in Europa. 

Punkten kann die Schweiz bei Investorinnen und Investoren jedoch vor allem mit ihren guten Standortbedingungen. In einer im September veröffentlichten Studie der Vereinten Nationen ist das Land zum sechsten Mal in Folge zum innovativsten der Welt gekürt worden – obwohl die Schweiz mit 8,7 Millionen nur ein Zehntel so viele Einwohner hat wie Deutschland und im Ranking der größten Wirtschaftsnationen auf Platz 20 liegt. „Die Schweizer Unternehmen und der Staat investieren einen relativ großen Teil ihrer laufenden Einnahmen in Wissenschaft, Forschung und Entwicklung“, nennt Bussemer den Haupttreiber für diesen Erfolg. „Auch deshalb, weil der Binnenmarkt sehr klein ist und die meisten Schweizer Unternehmen traditionell exportorientiert sind.“ Wegen des hohen Außenwerts des Franken ist „Swiss made“ auf den Weltmärkten vergleichsweise teuer. Innovationsfähigkeit ist eine Strategie, damit umzugehen. „Überdurchschnittlich hohe Qualität und konkurrenzlose Technologien wie etwa im Maschinenbausektor sind dann auch zu höheren Preisen gefragt“, sagt Bussemer. „Dazu kommt, dass es in der Schweiz Initiativen auf allen Staatsebenen gibt, um die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung voranzutreiben. Und die Kantone sorgen mit ihren unterschiedlichen Steuersätzen für effektiven Standortwettbewerb.“

Leistungsfähiges Bildungssystem

Wegen des hohen Lohnniveaus hat die Schweiz zudem vergleichsweise wenig Probleme, hoch qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen. In unmittelbarer Nachbarschaft zu den drei führenden Volkswirtschaften der Eurozone – Deutschland, Frankreich und Italien – kann sich das Land aus einem großen Pool an Arbeitskräften bedienen. „Dazu kommen eine gesteuerte Einwanderungspolitik und ein Bildungssystem, das sehr leistungsfähig, weil vergleichsweise durchlässig, ist“, ergänzt der Schweiz-Kenner.

Von einer ausgeprägten Wachstumsschwäche, die derzeit in vielen Industrieländern vorherrscht, ist bei den Eidgenossen wenig zu spüren. Nach der robusten Konjunkturentwicklung im ersten Halbjahr rechnen Ökonominnen und Ökonomen für 2023 mit einem Wachstum von 1,5 Prozent, was angesichts der widrigen Rahmenbedingungen ein respektabler Wert ist. Selbst ein Bankenbeben mit der UBS und Credit Suisse wie im März kann der Schweiz scheinbar nichts anhaben. 

„Grundsätzlich verfügt die Volkswirtschaft über ein breites Branchenspektrum.“

Matthias Bussemer, Fondsmanager des Deka-Schweiz

Trotz des vergleichsweise kleinen Anlagekosmos gibt es aus Sicht des Fondsmanagers in der Schweiz einige Unternehmen, die für  Anlegerinnen und Anlegern einen genauen Blick wert sind. „Grundsätzlich verfügt die Volkswirtschaft über ein breites Branchenspektrum. Einige Uhren- und Luxusgüterhersteller sind weltbekannt“, so Bussemer. „Allerdings bieten im internationalen Vergleich – auch aus historischen Gründen – vor allem der Gesundheitssektor mit Pharma und Medizintechnik und der Maschinenbau Wettbewerbsvorteile. Deshalb gibt es nach meiner Einschätzung vor allem in diesen Sektoren spannende Unternehmen.“

Bussemer ist als klassischer Stock Picker unterwegs. Sein Investmentansatz ist dabei auf Unternehmen mit langfristig überdurchschnittlichen Wachstumsaussichten ausgerichtet. „Dabei liegt mein Fokus auf der Analyse von Wachstumstreibern wie etwa neuen Produkten“, erläutert er. Zwar sind im Portfolio des Deka-Schweiz auch bekannte Blue Chips wie Nestlé, Novartis oder Roche vertreten. „Attraktiv wird der Fonds aber durch die wachstumsstarken kleineren Werte, in die wir investieren. Die sind häufig in Nischen tätig, aber dort weltweit führend.“

Ein Beispiel für solch einen „Nischen-Champion“ ist Straumann, Spezialist für Implantat-gestützten und restaurativen Zahnersatz in Europa, Asien und Amerika. Dazu kommen Technologieunternehmen wie etwa Comet, Inficon oder VAT Group. Die VAT Group zum Beispiel fertigt unter anderem Hochleistungs-Vakuum-Ventile, die bei der Chipproduktion eingesetzt werden. „Die führenden Halbleiterhersteller und deren Zulieferer gehören zu den Kunden des Unternehmens“, weiß Bussemer. Aus seiner Sicht ist daher die Binnenkonjunktur für die Performance der Unternehmen im Fondsportfolio gar nicht so entscheidend. Denn sie sind größtenteils international aufgestellt – das Schweiz-Typische drückt sich dann im konservativen Management, der Unternehmenskultur und dem Qualitätsanspruch aus“, beschreibt Bussemer das Profil. Das passt zur Schweiz und zu ihrer bewährten Ausrichtung als Staat bereits seit 175 Jahren.

Titelfoto: picture alliance/KEYSTONE | PETER KLAUNZER

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