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Der Club der Billionäre wächst weiter
Eine Billion Dollar, das sind 1000 Milliarden Dollar – diese magische Marke hat jetzt auch der Chiphersteller Nvidia übersprungen – nach Apple, Amazon, Alphabet, Microsoft. Zwar haben selbst die Tech-Giganten mitunter mit Schwierigkeiten zu kämpfen, doch auf Dauer finden sie bislang immer wieder zurück in die Erfolgsspur. fondsmagazin zeigt, was das Wachstum der Börsen-Superstars antreibt.
Gerade rund vier Monate ist es her, da überschritt Nvidia als fünftes Unternehmen die magische Schwelle von einer Billion Dollar Marktkapitalisierung. Damit gelang dem Chiphersteller der Zutritt zu einem exklusiven Club, in den es bereits Apple, Amazon, Alphabet und Microsoft geschafft hatten. Und nachdem der Aktienkurs von Meta in den letzten zwölf Monaten trotz schwankender Märkte um fast 85 Prozent gestiegen ist, scheint es nur eine Frage der Zeit, bis der ehemalige Facebook-Konzern als nächster die Eintrittskarte löst.
Der Kurshöhenflug des Sextetts brachte den Nasdaq-100, den Auswahlindex der US-Wachstumsbörse, im Frühjahr dieses Jahres zunehmend in Unwucht. Zeitweise betrug der Anteil der Großen im Indexkorb mehr als 50 Prozent. Ob es mit dem bekannten Börsenbarometer auf- oder abwärtsging, bestimmten ganz maßgeblich nur die sechs der insgesamt 100 Indextitel. Drei Viertel des Indexplus von 39 Prozent im ersten Halbjahr – das beste Halbjahr der Geschichte – gingen auf das Konto der „Billionen-Dollar-Babys“. Ende Juli zog die Nasdaq die Reißleine und kappte das Indexgewicht der Großen.
Die Großen halten an ihrer Strategie fest
Dauerhaft gelöst ist das „Luxusproblem“ damit aber nicht. Denn bei den Tech-Giganten stehen die Zeichen weiterhin auf Wachstum. Erst vor wenigen Wochen stellte Nvidia mit außergewöhnlich guten Quartalszahlen die bereits sehr hohen Erwartungen der Börse an Umsatz und Gewinn in den Schatten. Auch Meta ist nach einer leichten Schwäche im zweiten Quartal 2023 auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Das Werbegeschäft brummt und das Management hat mit seiner Umsatz-Jahresprognose für einen Stimmungsumschwung auch bei kritischen Analystinnen und Analysten gesorgt. Dabei wachsen auch für die US-Giganten die Bäume nicht in den Himmel. So wird EU-Kommissarin Margrethe Vestager nicht müde, die Macht von Meta, Google und Facebook zu begrenzen. Erst im Mai hat die EU eine Rekordstrafe über 1,2 Milliarden Euro gegen die Facebook-Mutter wegen der Weiterleitung von Nutzerdaten in die USA verhängt. Der Konzern ist zudem aufgefordert, den Datentransfer zu stoppen.
Die Frage für Anlegerinnen und Anleger lautet indes: Was macht die Erfolgsstory der „Großen“ aus – und wie lange kann sie noch weitergehen? „Es gibt starke Gemeinsamkeiten im Geschäftsmodell dieser sechs Technologiekonzerne – zum Beispiel, dass es überwiegend Unternehmen sind, die von Plattform- und Netzwerkeffekten profitieren“, sagt Gunnar Heinze, der verschiedene Technologiefonds der Deka betreut. „Dazu kommt, dass sie einen sehr großen, globalen Markt bedienen. Anderenfalls wäre es auch nicht möglich, entsprechend hohe Gewinne zu erzielen. Zudem sind alle sechs Unternehmen ausgesprochen innovativ und haben eine sehr starke Marke, was ihnen hohe Preissetzungsmacht gibt und damit die Möglichkeit, attraktive Margen in ihren Märkten zu generieren.“
In der Folge verfügt das Sextett über durchweg gesunde Bilanzen, prall gefüllte Kassen und stabil hohe und steigende Cashflows, die die Konzerne zu einem großen Teil strategisch anlegen. „Diese Konzerne denken sehr langfristig und zukunftsorientiert. Sie investieren in ihre Marke, aber auch in ihre Produkte, für die sie ständig neue Anwendungen entwickeln“, analysiert Heinze. „Das Kundenerlebnis und die Funktionalität stehen im Vordergrund. Und die Unternehmen wissen, wie sie diese Kombination am Ende auch monetarisieren können. Ob sie dabei die letzten fünf oder zehn Prozent Marge abschöpfen, ist fast schon sekundär. Entscheidend sind die ersten beiden Punkte, durch die sie nachhaltig ihre Marktposition und ihr Wachstum sichern.“
Konzerne nutzen ihre Ressourcen strategisch
Ein Beispiel für diese Strategie: die Alphabet-Tochter Google. Der Konzern hat die Internetsuche technologisch revolutioniert und gleichzeitig eine starke Marke beim Konsumenten aufgebaut. Das große Geld in Form von Werbelinks verdiente das Unternehmen erst vergleichsweise spät. Damit wurden dann weitere Anwendungen wie Maps oder Waymo mit großem Aufwand aufgebaut. Mit dieser Strategie hat Google sein Potenzial langfristig erhöht und gleichzeitig den Burggraben zu den Wettbewerbern vertieft. Mark Zuckerberg geht beim Thema Metaverse ähnlich vor. Noch ist das Internet 3.0 nicht mehr als eine experimentelle Spielwiese. Doch der Ex-Facebook-Chef ist vom Zukunftspotenzial der virtuellen Welt überzeugt und hat seinen Konzern in Meta umbenannt, obwohl er dort bislang keinen einzigen Dollar verdient hat.
Auch Amazon hat jahrelang investiert, um aus dem ehemaligen Online-Buchhandel ein elektronisches Kaufhaus zu etablieren. Rund um das Prime-Abonnement hat das Management dann zusätzliche Services angeboten, mit denen die Kunden langfristig gebunden werden. „Gleichzeitig ist eine Plattform entstanden, die sich über mehrere Ebenen monetarisieren lässt“, erläutert Heinze. So hat der Konzern mit der 2006 gegründeten Tochter Amazon Web Services (AWS) einen völlig neuen Markt aufgetan. Inzwischen ist AWS der Marktführer im langfristig attraktiven Segment Cloud-Computing, also der Bereitstellung von IT-Services wie Software, Datenspeicherung, Server und Netzwerke über das Internet.
Hohe Innovationsfähigkeit gepaart mit starker Marke und dominierender Marktstellung – das sind Faktoren, die es Wettbewerbern schwermachen, die Platzhirsche anzugreifen. Und wenn sich ein Start-up anschickt, zum ernst zu nehmenden Wettbewerber zu werden, greifen die Großen nicht selten zum letzten Mittel: Sie kaufen den Widersacher einfach auf – so wie es zum Beispiel Meta bei Instagram getan hat. Die gut gefüllten Kassen geben die finanziellen Mittel für diesen Schachzug her. Auf teure Kredite können die Tech-Konzerne dabei bislang verzichten.
Doch Größe allein ist auf Dauer kein Erfolgsrezept. „Die Geschichte kennt viele Beispiele gefallener Technologieführer – von IBM über Cisco bis hin zu Intel“, gibt Deka-Experte Heinze zu bedenken. „Aber die aktuelle Generation versteht es sehr gut, mit Weitblick zu investieren und neue Märkte früh zu besetzen.“ Auch für den Zukunftsmarkt künstliche Intelligenz manövriert sich das Sextett – jeder auf seine Weise – wieder in die Poleposition. Nvidia geht dabei für Heinze vorneweg: „Das Management hat früh erkannt, dass dieser Trend zu einer völlig veränderten Serverarchitektur führen wird. Für die ist Nvidia aktuell das einzige Unternehmen, das hochleistungsfähige Grafikchips liefern kann. Der bisherige Marktführer in diesem Bereich, Intel, steht dagegen noch ganz am Anfang.“ Bestenfalls AMD wird von den Analystinnen und Analysten noch als ernst zu nehmender Konkurrent gesehen.
Konkurrenz machen sich die Großen aber am ehesten noch untereinander. So hat sich Microsoft vor vier Jahren an OpenAI beteiligt. Das damalige Start-up entwickelte damals einen Chatbot auf Basis künstlicher Intelligenz, der bereits kurze Zeit später Tag für Tag Millionen von Anfragen verzeichnete. Zusammen mit der eigenen Suchmaschine Bing startet Microsoft nun damit in das zukunftsträchtige Geschäft mit künstlicher Intelligenz und plant den Angriff auf Google, das an einer eigenen KI arbeitet. An anderer Stelle kämpft der Softwarekonzern mit Amazon und Google um den Markt für Cloud-Infrastruktur. Auch dort bringt KI neue Dynamik rein. „Ob neue Wettbewerber wie CoreWeave oder Lambda Labs wirklich eine Chance haben, in diesem Bereich Fuß zu fassen, bleibt abzuwarten“, sagt Heinze.
Geschäftsmodelle wecken Begehrlichkeiten
Für den Fondsmanager wird es aber immer wieder Phasen geben, in denen der Erfolg der Geschäftsmodelle, die die Großen vorantreiben, infrage gestellt wird: „Aber das Management dieser Konzerne hat gezeigt, dass es entschlossen und flexibel reagieren kann, wenn ihm der Gegenwind ins Gesicht bläst. Rückblickend haben sich daher Phasen, in denen die Bewertungen nach unten gegangen sind, oftmals als gute Einstiegsmöglichkeit erwiesen.“
Im Moment allerdings erscheinen die Bewertungen der Big-Techs aus Sicht des Fondsmanagers etwas zu weit nach oben enteilt. „Mit dem Niveau vergleichbar, das vor dem Kurscrash zur Jahrtausendwende erreicht war, ist die aktuelle Bewertung allerdings keinesfalls. Darüber hinaus sind die Geschäftsmodelle auch deutlich nachhaltiger und vor allem profitabler“, sagt er. „Trotz der vielen positiven Attribute ist aber natürlich keine Marktposition unantastbar. Gerade im Technologiesektor entstehen kontinuierlich neue Trends, die viele Chancen, aber eben auch Risiken mit sich bringen.“ Für ihn ist es daher schon aus Diversifikationsgründen keine gute Idee, nur in diese sechs Aktien zu investieren. Stattdessen sollte auch ein Technologieportfolio breit gestreut sein. „Und die beste Zeit, in die Tech-Unternehmen zu investieren, war letztlich, als sie noch klein waren. Auch in der zweiten Reihe gibt es heute viele chancenreiche Technologiewerte, deren Wachstumspotenzial noch attraktiv ist.“ Möglicherweise entwickelt sich ja von dort aus schon bald das nächste „Billionen-Dollar-Baby“.
Titelfoto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Walid Berrazeg
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