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24.04.2023

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4 Min.

Rechtzeitig die Kurve kriegen

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Die großen Notenbanken halten weiter an der Straffung ihrer Geldpolitik fest. fondsmagazin analysiert, welche Faktoren den geldpolitischen Kurs der Währungshüter für die kommenden Monate bestimmen.

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer – aber sie ist ein erster Vorbote. Dieser Gedanke mag vielen Bürgerinnen und Bürgern in den USA und Europa durch den Kopf gegangen sein, nachdem sie die Inflationsdaten für den Monat März gelesen hatten. In den USA gab es „nur“ noch einen Anstieg von 5,0 Prozent zum Vorjahresmonat. Das ist ein Prozentpunkt weniger als im Februar. Davon ist die Eurozone noch etwas entfernt. Aber auch hier zeigt der Trend nach unten: Ende März schätzte das europäische Statistikamt Eurostat die Preissteigerungsrate für den Euroraum auf 6,9 Prozent. Im Vormonat waren es noch 8,5 Prozent.

Preisentwicklung lief aus dem Ruder

So mehren sich die Anzeichen, dass der schlimmste Preisdruck nachlässt. Dazu passen auch die Mitte April veröffentlichten Ergebnisse einer Umfrage des ifo-Instituts. Danach wollen in den kommenden drei Monaten deutlich weniger Unternehmen in Deutschland ihre Preise erhöhen. Das würden dann auch die Portemonnaies der privaten Haushalte entlasten. „Die Unternehmen haben bereits einen großen Teil ihrer gestiegenen Kosten an die Kundinnen und Kunden weitergegeben, gleichzeitig hat sich die Nachfrage abgeschwächt“, kommentierte ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser die jüngsten Daten der monatlichen Umfrage. Der Ökonom ist sich sicher: „Die Inflation wird in den kommenden Monaten langsam zurückgehen.“

Sollte es tatsächlich so kommen, werden die Notenbanken in den USA und Europa diese Entwicklung mit einer gewissen Genugtuung verfolgen. Noch zu Beginn des vergangenen Jahres hatten sie zugesehen, wie die Preisentwicklung nur eine Richtung kannte: nach oben. „Die Fed und die Europäische Zentralbank werden daher trotz der Entspannung an der Inflationsfront an ihrem straffen geldpolitischen Kurs festhalten, um ihre verloren gegangene Reputation wieder aufzubauen“, ist Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka, überzeugt.

Für ein entspanntes Zurücklehnen ist es auch deshalb viel zu früh, weil die Inflationsraten dies- und jenseits des Atlantiks immer noch deutlich über der langfristigen Zielmarke von jeweils zwei Prozent liegen. Beide Notenbanken haben daher im März ihre Leitzinsen erneut angehoben – die EZB um einen halben Prozentpunkt auf 3,5 Prozent, die Fed um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent. 

„Notenbanken und Aufsichtsbehörden müssen weiterhin notwendige Zinserhöhungen und negative Begleiterscheinungen ausbalancieren“

Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka

Expertinnen und Experten fragen sich nun, ob der Mini-Schritt der Fed ein Zeichen dafür sein könnte, dass das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Ein erstes Signal wird der 3. Mai liefern, wenn die US-Währungshüter über die weitere Zinsstrategie entscheiden.„Die Notenbanken haben wegen der Inflation weltweit sehr schnell die Leitzinsen erhöht“, analysiert Deka-Chefvolkswirt Kater. „Eine solche Dynamik ist für die Wirtschaft und die Finanzmärkte nicht kostenlos. Sie verknappt die Liquidität und führt zu Kursverlusten bei Anleihen – und damit zu Abschreibungsbedarf bei den Banken.“

Mehr und mehr zeigt sich, dass die historische Wende bei den Leitzinsen eben auch ihre Schattenseiten hat. Anfang März musste die Silicon Valley Bank (SVB) – eine der 20 größten Banken der USA – Insolvenz anmelden. In Europa rettete die Schweizer UBS ihren heimischen Konkurrenten Credit Suisse – eine der 20 größten Banken der Welt – vor der Zwangsschließung. 

Für Kater geht der Stress in der Bankenwelt, der zwischenzeitlich auch zu Turbulenzen an den Finanzmärkten geführt hat, direkt auf das Handeln der Notenbanken zurück. „Diese Effekte mögen unerwünscht sein, aber sie sind notwendige Begleiterscheinungen einer Geldpolitik, die eine zu hohe Inflation energisch bekämpft“, erläutert er den Zusammenhang. Zwar hätten die meisten Banken als Reaktion auf die Finanzkrise in den vergangenen Jahren ihre Kapitalbasis gestärkt, um solche Schwankungen abfedern zu können. Aber dennoch könnte eine zu ambitionierte Geldpolitik die Stabilität des Bankensystems überfordern. „Notenbanken und Aufsichtsbehörden stehen vor der Herausforderung, weiterhin notwendige Zinserhöhungen und negative Begleiterscheinungen auszubalancieren“, beschreibt er den Spagat.

Volkswirtschaften zeigen sich robust

Positiv indes vermerkt er das beherzte Eingreifen der Aufsichtsbehörden und Notenbanken bei den Instituten, die jüngst in Schieflage geraten sind. Durch schnelle Auffanglösungen und Erleichterungen bei der Liquiditätsbeschaffung haben sie Schlimmeres verhindert. Die unmittelbare Stresssituation hat sich damit wieder beruhigt. Doch ein Grummeln bleibt. Denn mit den steigenden Zinsen zeigen sich Bremsspuren in der Eurozone. Die Kreditvergabe der Geschäftsbanken hat sich deutlich verlangsamt und die Geldmenge zeigt Tendenzen zu schrumpfen. 

Nach Beobachtung der Deka-Expertinnen und -Experten zeigen sich die großen Volkswirtschaften trotz zusätzlicher Belastungen wie hoher Energiepreise bislang dennoch erstaunlich robust. „Sowohl die US-Wirtschaft als auch der Euroraum befinden sich in einer Schwächephase, aber nicht in einer schweren Rezession“, stellt Kater fest. „Es ist allerdings normal, dass die Auswirkungen von Zinserhöhungen nicht sofort spürbar werden, sondern erst über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren in vollem Umfang in einer Volkswirtschaft ankommen.“

„Es ist davon auszugehen, dass die verschärften Finanzierungsbedingungen den gesamten Finanzsektor in den kommenden Monaten weiter herausfordern werden“, prognostiziert Kater und gibt gleichzeitig Entwarnung: „Angesichts der Bereitschaft der Notenbanken und Aufsichtsbehörden, alles zu tun, um die Stabilität der Finanzmärkte zu sichern, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass diese Probleme ohne eine systemische Krise wie in den Jahren 2008/09 bewältigt werden.“ 

Insbesondere das europäische Bankensystem sieht Kater nach den Erfahrungen der letzten Finanzkrise besser aufgestellt. Zudem hätten die Behörden aus Fehlern wie bei Lehman gelernt. Der Chefvolkswirt und sein Team erwarten daher, dass die Notenbanken an ihrem Kurs festhalten, das Tempo der Zinserhöhungen aber verlangsamen werden.

Zaghafter Optimismus keimt auf

Vor diesem Hintergrund haben die Aktienmärkte zunächst in einen vorsichtigeren Modus geschaltet. „Diese Gangart dürfte an den Märkten noch einige Wochen anhalten, in denen insbesondere weitere Reaktionen im Finanzsystem abgewartet werden“, mahnt der Deka-Experte die Anlegerinnen und Anleger zur Geduld. Nach einigen Rückschlägen im März keimte im April bei vielen wieder zaghafter Optimismus auf. Ein paar Tauben am Zinshimmel, die umgangssprachlich für eine expansive Geldpolitik der Notenbanken stehen, sind vielleicht doch schon Vorboten eines guten Börsensommers, so die Hoffnung.

Titelfoto: picture alliance Jochen Tack _ Jochen Tack

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