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19.01.2022

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3 Min.

"Teil einer europäischen Energiekrise"

Text:

Das neue Jahr beginnt für viele Bürgerinnen und Bürger mit schlechten Nachrichten – deutliche Preisanstiege bei Strom, Gas und Heizöl treiben die Energiekosten weiter nach oben. Eine Entspannung zeichnet sich aktuell nicht ab. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka, erklärt, was hinter den explodierenden Energiepreisen steckt und was dies für die Anlegenden bedeutet.

Herr Kater, angeheizt von höheren Energiepreisen ist die Inflationsrate in Deutschland 2021 auf 3,1 Prozent gestiegen. Wie haben sich vor allem die Strom- und Gaspreise entwickelt?

Kater: Entgegen vieler Hoffnungen bleibt die Inflation in Deutschland auch im Januar 2022 deutlich zu hoch. Im Bereich der Energiegüter standen gesunkenen Preisen von Benzin, Diesel und Heizöl fortgesetzte Preisanstiege bei Erdgas und Elektrizität gegenüber. Insbesondere die Erdgaspreise liegen den Inflationsstatistikern - und den Haushalten - weiterhin im Magen. In Europa hatte sich der Preis seit Herbst 2021 von rund 60 Euro je Megawattstunde auf mehr als 100 Euro je Megawattstunde bis Mitte Dezember verteuert. Kurz vor Jahresschluss schoss die Notierung sogar kurzzeitig auf über 180 Euro, als Russland seine Gaslieferungen einschränkte.

Allein die Kosten für Strom und Heizung verteuerten sich 2021 innerhalb eines Jahres um 18,3 Prozent. Besonders drastisch stiegen die Kosten für Erdgas. Gibt es einen Grund dafür?

Kater: Der hohe Gaspreis ist Teil einer regelrechten europäischen Energiekrise, zu der mehrere Faktoren beitragen. Darunter ist auch die Erkenntnis, dass der Umstieg auf nachhaltigere Energie nicht kostenlos zu haben ist. Steigende Preise für C02-Verschmutzung führten dazu, dass vermehrt Erdgas statt Kohle für die Verstromung nachgefragt wurde. Weitere Faktoren waren ein ungewöhnlich schwacher Beitrag der Windenergieerzeugung sowie die geopolitischen Spannungen mit Russland. In der Summe konnten in der zweiten Jahreshälfte 2021 die europäischen Erdgaslagerbestände nicht so stark aufgefüllt werden wie üblich. Dazu kamen - bislang glücklicherweise unbegründete - Ängste vor einem kalten Winter, sodass der Preis für Erdgas schwindelerregende Höhen erreichte, die im Januar auch die Verbraucherpreise erreichen sollten. Da hilft es auch nicht, dass sich inzwischen die Lage auf dem Erdgasmarkt wieder beruhigt hat.

Foto: DekaBank

Der hohe Gaspreis ist Teil einer regelrechten europäischen Energiekrise, zu der mehrere Faktoren beitragen. Darunter ist auch die Erkenntnis, dass der Umstieg auf nachhaltigere Energie nicht kostenlos zu haben ist.

Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank

Tragen die Gaspreise dazu bei, dass wir mit weiter steigenden Preisen in Deutschland rechnen müssen?

Kater: Ja, damit wird das Inflationsthema weiter am Kochen gehalten. Die derzeit hohe Inflationsrate lässt sich zu einem großen Teil auf solche besonderen Einflüsse wie die gestiegenen Energiepreise, aber auch die Lieferengpässe in der Weltwirtschaft, aber auch auf die vorübergehende Mehrwertsteuersenkung 2020 in Deutschland zurückführen. Gleichzeitig wird aber oft der Eindruck geäußert, dass sich ein stärkerer Preisauftrieb bereits verfestigt habe oder dies mit hoher Wahrscheinlichkeit tun wird. Beides schließt sich gegenseitig ja nicht aus, daher wird das Jahr 2022 für Verbraucher, die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und Kapitalmärkte so wichtig, denn es wird die Frage nach der Verfestigung der Inflation beantworten.

Welche Entscheidungen könnte die EZB treffen, damit die Teuerungsspirale gestoppt werden kann?

Kater: Die EZB hat mit Negativzinsen und großformatigen Anleihekäufen bislang einen extremen Anschub geliefert, um die lange Zeit zu niedrigen Inflationsraten Richtung Zielwert zu trimmen. Es zeichnet sich ab, dass dieser Schub nicht mehr notwendig ist, sondern dass er im Gegenteil nun gefährlich werden kann, indem die Inflation auch dauerhaft über das Ziel hinausschießt. Daher ist ein Umdenken in den Zentralbank-Etagen der Mitgliedsländer des Euro dringend notwendig.

Wie sollte dieses Umdenken aussehen?

Kater: Anleihekäufe müssen jetzt zügig auslaufen, und ab Ende 2023 sollten erste Steigerungen der Leitzinsen angepeilt werden. Dabei wäre der Weg einer behutsamen, aber stetigen geldpolitischen Straffung auch der beste Weg, möglichen Irritationen an den Finanzmärkten vorzubauen. Aus den USA kann man lernen, dass die Kapitalmärkte eine geldpolitische Restriktion verkraften, wenn sie rechtzeitig und angemessen daherkommt. Je weiter die EZB notwendige Gegenmaßnahmen verschleppt, desto größer werden die Risiken für Aktien und Anleihen. Steigende Zinsen sind überfällig, denn die Wirtschaft ist längst nicht mehr in der Notsituation vom Beginn der Pandemie.

Was bedeutet das vermeintliche Zögern von Europäischer Zentralbank und Bundesbank für die Sparerinnen und Sparer?

Kater: Aktuell nichts Gutes. Selbst wenn sich die Inflationsrate 2022 wieder auf das Ziel von Bundesbank und EZB zurückbewegt, und selbst wenn die EZB den Einlagensatz in einem oder zwei Jahren anhebt: Sparer bleiben höchstwahrscheinlich weiterhin gekniffen. Denn auf den Konten werden die Zinsen auf absehbare Zeit unterhalb der Inflationsrate bleiben. Im Klartext: Die Zinsen verdienen Jahr um Jahr nicht mal so viel wie die Inflation an Kaufkraft wegfrisst. Daher ist der Strategiewechsel weg vom Sparbuch, hin zu Wertpapieren bei allen langfristigen Vermögensanteilen weiterhin essentiell.

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