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26.09.2022

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4 Min.

Auch über den Tellerrand schauen

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Nach den Kursverlusten der vergangenen Monate sind einige Branchen und Unternehmen vergleichsweise günstig bewertet. Das bietet Einstiegschancen für langfristig orientierte Anlegerinnen und Anlegern, die sich von den aktuellen Unsicherheiten an den Börsen nicht beirren lassen.

Bei den Chefinnen und Chefs etlicher deutscher Mittelständler schrillen die Alarmglocken. Die extremen Kostensteigerungen bei der Energie kann kaum ein Unternehmen vollständig über die Endpreise weitergeben. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka, ordnet die Mangellage bei Gas und Strom ein: „Wir gehen von einem Einsparszenario aus, bei dem es zwar nicht zur dritten Stufe des Gasnotfallplans und damit zu Rationierungen kommen wird“, so der Deka-Experte. „Aber die hohen Preise und das knappe Angebot werden private Haushalte und Unternehmen zu deutlichen Einsparungen zwingen. In der Folge wird es daher in Deutschland zu einem ausgeprägten und in der Eurozone zu einem moderaten Rückgang der Produktion im ersten Quartal 2023 kommen.“ Auch die Konjunktur in den USA wird wegen der hohen Energiepreise Bremsspuren zeigen, aber immer noch leicht wachsen.

„Der relative Verlierer der momentanen Situation ist als Wirtschaftsstandort zweifellos Deutschland“, ergänzt Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte & Strategie bei der Deka. „Das werden vor allem die vielen Mittelständler und die Unternehmen im MDax und SDax zu spüren bekommen, weniger dagegen die multinationalen Dax-Konzerne. Diese können die Belastungen aus den hohen Energiepreisen und Lieferengpässen viel besser abfedern, weil sie in allen Teilen der Welt produzieren und Geschäfte machen.“

Auch Chefvolkswirt Kater ist mit Blick nach vorne nicht zu skeptisch. Er sieht im Laufe des kommenden Jahres die akute Energiekrise überwunden, weil andere Länder für die ausgefallenen Gaslieferungen aus Russland einspringen werden. Der Deka-Ökonom rechnet 2023 mit einem Rückgang der Inflation und einer deutlichen Erholung im Rahmen von Nachholeffekten. „Damit gibt es die Aussicht auf eine zyklische Erholung ab dem kommenden Frühjahr“, pflichtet Kollege Schallmayer mit Blick auf den Aktienmarkt bei. 

Schon jetzt kommen leicht positive Signale von den Energiebörsen. Dort spricht einiges dafür, dass mit der Aussicht auf einen Einbruch der Weltwirtschaft die Preise ihre vorläufigen Höchststände hinter sich haben. In den vergangenen Wochen ist der Rohölpreis je Barrel (159 Liter) von seinem Höchstpreis bei rund 120 Dollar nachhaltig unter die 100-Dollar-Marke gefallen. Auch der Großhandelspreis für Gas tendiert wieder Richtung 200 Euro pro Megawattstunde. Zwischenzeitlich hatte er 350 Euro übersprungen – das Zehnfache dessen, was im Spätsommer vergangenen Jahres aufgerufen wurde.

„In den USA sind die Bewertungen höher, zugleich aber auch die Aussichten auf die Unternehmensgewinne stabiler“

Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte & Strategie bei der Deka

Anlegerinnen und Anleger tun Schallmayer zufolge nun gut daran, in den kommenden Monaten über den deutschen Tellerrand zu schauen, wenn hierzulande wahrscheinlich zahlreiche negative Meldungen auf die Stimmung drücken werden. „Denn anders als etwa in der Finanzmarktkrise 2008/2009 wird es in den kommenden Quartalen nicht zu einem weltweit simultanen Einbruch der Unternehmensgewinne kommen“, prognostiziert er und verweist auf die internationale Aufstellung der großen Dax-Konzerne. Die machen zusammengenommen nur ein Sechstel ihrer Umsätze im Heimatmarkt. Bei den Titeln im MDax sind es demgegenüber rund 40 Prozent.

Für den Anlageexperten ist die Stimmung an den Märkten dabei schlechter, als es der Lage der Weltwirtschaft entspricht: „Die negativen Impulse durch hohe Inflationsraten und Leitzinserhöhungen der Notenbanken sind in den Kursen bereits enthalten. Zum Beispiel reflektieren die Terminkontrakte auf dieSchatzanweisungen der US-Notenbank Fed inzwischen eine Leitzinsanhebung auf bis zu 4,5 Prozent im kommenden Jahr. Damit nehmen die Investorinnen und Investoren viel vorweg – auch wenn zum Jahresende hin kurzzeitig eine Zehn vor dem Komma bei den Inflationsraten stehen könnte.“ 

Auf beiden Seiten des Atlantiks dominiert große Unsicherheit. Doch genau die können langfristig denkende Anlegerinnen und Anleger zu ihrem Vorteil nutzen. Gegenüber Ende vergangenen Jahres sind die Bewertungen deutlich zurückgekommen. „Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis der Titel im Dax-40 liegt etwa bei Zehn – was historisch gesehen niedrig ist“, sagt Joachim Schallmayer. „In den USA sind die Bewertungen höher, zugleich aber auch die Aussichten auf die Unternehmensgewinne stabiler. In Schwellenländern sind die Aktienkurse dagegen regelrecht abgestürzt. Dort notieren viele Unternehmen gerade mal zu ihren Buchwerten – was üblicherweise die absolute Bewertungsuntergrenze ist.“

Vor allem bei China sind die beiden Deka-Strategen Kater und Schallmayer aber derzeit skeptisch: „Die Regierung in Peking macht aktuell viele Fehler wie etwa mit der rigiden Coronastrategie, die sie trotz mangelnder Erfolge nicht korrigiert“, analysiert Kater. „Auch mehren sich die Anzeichen dafür, dass der Umbau des Geschäftsmodells ihrer Volkswirtschaft, der auf eine Stärkung des Binnenkonsums setzt statt auf Bau und Export, nur schleppend vorankommt.“

Aktien in Schwellenländern arg gebeutelt

Abseits des Reichs der Mitte sieht Stratege Schallmayer aber immer wieder gute Einstiegsmöglichkeiten für langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger. Doch wie sollten sie in dem aktuell volatilen Umfeld damit umgehen? Der Anlageexperte empfiehlt, wegen der unterschiedlichen Ausgangssituation alle Regionen rund um den Globus im Blick zu behalten und Investments gleichmäßig zu verteilen. In Europa hat er zum Beispiel Branchen wie Rohstoffe und Öl- und Gasproduzenten im Fokus, die im Dax komplett fehlen. Auch im Bereich Telekommunikation gibt es viele Anbieter mit stabilen Gewinnperspektiven, die von der anstehenden Digitalisierungswelle profitieren.

Die USA bieten eine ganz andere Branchenzusammensetzung. „Die großen Indizes wie etwa der S&P 500 sind viel technologielastiger“, sagt Schallmayer. „Viele Titel erscheinen auch nach der Korrektur auf aktuellem Niveau im Vergleich zu Europa zwar höher bewertet. Dafür sind im Gegenzug auch die Gewinnaussichten vieler US-Unternehmen, etwa in Basisindustrien, IT und Dienstleistung, insgesamt deutlich stabiler.“

Eher Abstand hält der Anlagestratege vor allem in Europa zu Branchen wie Nahrungsmitteln und Konsumgütern. „Dort können viele Unternehmen ihre hohen Kosten nur bedingt weitergeben. Den privaten Haushalten fehlt wegen der teuren Energie das Geld“, sagt er. „Das geht zulasten der Profitabilität und wird sich in der Gewinnentwicklung der jeweiligen Unternehmen niederschlagen.“

Und was ist mit dem Thema Nachhaltigkeit? „Wegen der hohen Energiepreise, Fachkräftemangel und knappen Basismaterialien schwächelten auch viele Unternehmen, die im Bereich Nachhaltigkeit unterwegs sind“, beobachtet Joachim Schallmayer und ist sich dennoch sicher: „Das Thema Klimawandel wird nicht verschwinden.“ Aber zuerst brauchen diese Firmen ausreichend klassische Rohstoffe, Fachpersonal und die entsprechenden Transportkapazitäten, um ihre Technologien auszurollen. „Diese Mangellage wird sich über mehrere Quartale hinziehen“, schätzt er. „An unserer Überzeugung, dass Nachhaltigkeitsunternehmen langfristig gute Perspektiven besitzen und das Thema ein Megatrend in den kommenden Jahren ist, ändert das nichts.“

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