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15.08.2022

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3 Min.

Die grüne Wende kommt nur langsam voran

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An der Energiewende führt kein Weg vorbei. Doch welches ist der richtige Weg? fondsmagazin liefert einen Überblick, wo es krankt und was getan werden muss.

Es gibt Details bei der Energiewende, die sind zum Haareraufen. Der Verband der Schwertransportunternehmer hat gerade eins geliefert: Weil Windräder immer größer werden, sind bis zu 80 Schwertransporte nötig, bis eines aufgebaut ist. Jeder Transport braucht eine Einzelgenehmigung, die gut und gern aus einem Aktenordner mit 200 Seiten besteht. Die durchschnittliche Genehmigungsdauer für die Transporte hat sich von einem auf drei Jahre erhöht, die Ausbaupläne der Bundesregierung wanken.

Es gibt aber auch die große Sicht aufs Ganze, die selbst Optimisten, wie etwa einen der dienstältesten deutschen Manager, nachdenklich stimmt: Im vergangenen Jahr lag der Verbrauch an Primärenergie in Deutschland bei rund 12.000 Petajoule, das sind zwölf Milliarden Gigawatt. So viel liefern 480.000 Windräder an Land unter optimalen Bedingungen, davon gibt es heute aber erst 30.000, schrieb Heinz Dürr kürzlich in einem Gastbeitrag für das „Handelsblatt“. Dürr war einmal Bahnchef und ist heute noch Miteigentümer des gleichnamigen Maschinenbauers. Gedeckt wird der Verbrauch vor allem mithilfe fossiler Energieträger wie Kohle, Gas und Öl. Die erneuerbaren Energien trugen 2021 laut Statistischem Bundesamt lediglich 17 Prozent dazu bei. Daher liegt die vollständige Umstellung des Strom-, Mobilitäts- und Wärmesektors auf nicht fossilen Quellen in weiter Ferne. 

Gas und Mineralöl sind für Deutschland schwer zu ersetzen

Grafik: KD1

Selbst im Strombereich ist die Lage alles andere als rosig: Kohle ist der wichtigste Energieträger, erneuerbare Energien schafften es bisher kaum, auch nur die Hälfte der Stromerzeugung in einem Monat zu übernehmen. Verschärft wird das Problem durch die wachsende Nachfrage nach elektrischer Energie – denn durch die Dekarbonisierung der Industrie, also den Verzicht auf emissionsintensive Erzeugung, durch den Ausbau der Elektromobilität und die Installation elektrischer Wärmepumpen in Millionen Gebäuden, wird die erforderliche Strommenge in Deutschland in den kommenden Jahrzehnten steigen. Laut einer Prognose des Verbands der Chemischen Industrie benötigen wir ab 2030 allein für die Dekarbonisierung der deutschen Chemieunternehmen etwa 300 Gigawatt an installierter Kapazität aus erneuerbaren Energien: Heute sind in ganz Deutschland erst 132 Gigawatt vorhanden, wobei der Zubau 2020 bei gerade mal 6,7 Gigawatt lag.

Damit werden die Dimensionen jener Aufgabe deutlich, die hinter dem vielbenutzten Wort „Energiewende“ stecken. Um sie führt aber kein Weg herum. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat Deutschland und der EU ihre Abhängigkeit von russischen Energielieferungen drastisch vor Augen geführt und das Risiko, das darin liegt, für alle spürbar gemacht: Die Energiepreise, vor allem für Gas, sind deutlich gestiegen.

Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, warnt vor mindestens einer Verdreifachung der Gaspreise für Verbraucher. Das Problem ist kein absoluter Gasmangel, sondern die Schwierigkeit, an vorhandenes Gas heranzukommen, macht Deka-Energieexpertin Gabriele Widmann deutlich. Gas kann per Pipeline oder per Schiff transportiert werden. Auf Pipelines zu setzen, sei bisher verhältnismäßig bequem und günstig gewesen. Russland sei geografisch nicht weit weg. „Die anderen großen Gaslieferländer sind nicht so leicht zu erreichen", sagt Widmann. „Da brauchen wir Schiffe. Dazu müssen wir das Gas auf minus 165 Grad Celsius kühlen. Das kostet mehr Zeit, das kostet mehr Geld.“ Und auch die Schiffe selbst seien ein Problem: Viele gibt es nicht, und die wenigen vorhandenen sind ausgebucht.

Deutschland benötigt Übergangslösungen

Daneben fehlt es an Flüssiggasspeichern. Da Gas in der Energiewende ursprünglich nur eine Brückentechnologie sein sollte, schoben die Genehmigungsbehörden solche Bauprojekte stets auf die lange Bank. Jetzt ist die Blockade vorbei. In Wilhelmshaven an der Nordsee entsteht Deutschlands erstes Flüssiggas-Terminal. Bis dieses und weitere fertig sind, braucht es Übergangslösungen, sagt Claudia Kemfert, Energieexpertin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung: „Entweder über die Terminalkapazitäten in Belgien oder Holland, oder wir werden schwimmende Terminals nutzen.“

Weil all das Zeit benötigt, diskutiert Deutschland darüber, die drei noch nicht abgeschalteten Atomkraftwerke weiter zu nutzen. Die Idee dahinter: Rund 15 Prozent der Stromerzeugung läuft nach Angaben des Verbands „Zukunft Gas“ über Gaskraftwerke. Ein Teil dieser Menge ließe sich in Atomkraftwerken herstellen und das dann frei werdende Gas könnte zum Heizen verwendet werden. Die Regierung in Berlin ist dagegen. Bundesumwelt- und Wirtschaftsministerium sind sich einig. „Der Beitrag einer Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke zur Energieversorgung wäre sehr begrenzt“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme. Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, unterstützt diese Haltung: „Atomkraft verstößt gegen den Grundsatz der Intergenerationalität. Durch die ungelöste Endlagerfrage werden zukünftige Generationen über Gebühr belastet. Generell ist die Generierung von Ewigkeitslasten aus Sicht der Nachhaltigkeit abzulehnen.“ Zudem habe die Nukleartechnik „Ereignisrisiken, die zwar durch eine niedrige Eintrittswahrscheinlichkeit, aber sehr hoher Schadenssumme“ gekennzeichnet seien.

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