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19.05.2025

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6 Min.

Sturmfest für neues Wachstum

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Anlegerinnen und Anleger sollten trotz der hohen Dividenden-Niveaus tiefer hinter die Bilanzen blicken – oder blicken lassen: Deka-Fachleute treten auf Hauptversammlungen aktiv für richtige Strategien, Transparenz und gute Unternehmensführung ein. Die besten Firmen steuern angesichts von Handelskonflikten, digitalem und nachhaltigem Wirtschaftsumbau und globalen Krisen schon um.

„Die BBVA hat ein ausgezeichnetes Jahr hinter sich, in dem die Effizienz weiter verbessert werden konnte. Das zeigt das Kosten-Ertrags-Verhältnis und die Rentabilität mit einer Eigenkapitalrendite von fast 20 Prozent.“ Wer konstruktive Kritik anbringen will, fängt am besten mit Lob an – so wie Andreas Thomae. Der Deka-Experte gibt dafür auf der Hauptversammlung der spanischen Bank ein gutes Beispiel. In ihrem ikonischen Hochhaus im Madrider Finanzviertel stellt sich das Management der Banco Bilbao Vizcaya Argentaria den Fragen ihrer Investoren. Und Thomae steht für rund 19 Millionen Aktien, die Deka-Fondsanlegerinnen und -anleger an der Bank halten. 

Mehr als die Hälfte ihres Gewinnes schüttet die Aktiengesellschaft in diesen Tagen als Dividende aus, bei der Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind die Spanier im Branchenvergleich weit vorangekommen, so Thomae. So weit, so erfreulich. Aber der Experte hat tiefen Einblick in das Unternehmen – und darum auch einige unangenehme Fragen an das Team um CEO Onur Genç: Wie kann das Geschäft mit dem Mittelstand in der Heimat gesteigert werden? Und was bedeutet der Handelskonflikt zwischen den USA und Mexiko für das Kreditinstitut, das mehr als die Hälfte seines Umsatzes in Mexiko macht?  

Foto: BBVA; Titelfoto: picture alliance / Bonn.digital / Marc John

Ikonisches Hochhaus: Die spanische Bank BBVA überzeugt mit ihrer Jahresperformance, dennoch sehen die Deka-Experten auch kritische Punkte.

Der Redebeitrag zeigt einige Themen auf, die ganz typisch für die diesjährige HV-Saison sind: Wie die BBVA legen viele Firmen eine starke Bilanz für das vergangene Jahr vor. Allein die 40 deutschen Dax-Unternehmen erzielten 2024 einen Nettogewinn von 111 Milliarden Euro. Und so zahlen diese Großkonzerne für das abgelaufene Geschäftsjahr insgesamt Dividenden von rund 54 Milliarden Euro – das ist nahezu Rekordniveau. 

Zugleich müssen die Firmen neue Antworten zur strategischen Ausrichtung in Zeiten von globalen Handelskonflikten finden, zu digitalen Umbrüchen und Herausforderungen bei Nachhaltigkeitskriterien. Für Ingo Speich keine Überraschung. „In den meisten Unternehmen, gerade in Europa, arbeitet das Management unter hohem Zeitdruck an Neujustierungen ihrer Strategien“, sagt der Leiter der Deka-Abteilung „Nachhaltigkeit & Corporate Governance“, der auch selbst möglichst oft den Dialog mit den Vorständen sucht. Als eine der größten Fondsgesellschaften Deutschlands hält die Deka für ihre Anlegerinnen und Anleger Hunderte Millionen Aktien von Tausenden Aktiengesellschaften rund um den Globus. Auf mehr als 1300 Hauptversammlungen weltweit vertritt ein 18-köpfiges Team unter der Leitung von Speich aktiv deren Interessen; bei Abstimmungen, mit Anträgen und in mehreren Dutzend Versammlungen auch direkt mit Redebeiträgen.

Digitale Unabhängigkeit gefragt

Gerade in diesen Zeiten sei es „besonders wichtig, Präsenz zu zeigen und kontinuierlich Einfluss auf die Unternehmenspolitik zu nehmen“, so Speich. Denn es gelte, das hohe Niveau der Ausschüttungen zu verteidigen und wo möglich auszubauen – aber nicht auf Kosten der Zukunftskraft, wie der Experte betont. Eine anspruchsvolle Aufgabe, denn gerade europäische Unternehmen sind an vielen Fronten gleichzeitig gefordert.

Da ist das Megathema digitale Transformation – aktuell wieder befeuert durch die künstliche Intelligenz. „Heute sind die Vereinigten Staaten und China die beiden KI-Supermächte, und Europa ist nicht im Rennen“, stellt etwa der IT-Experte und frühere Google-China-Chef Kai-Fu Lee fest. Allein 40 bedeutende KI-Modelle wie ChatGPT, Gemini oder Grok kommen von US-Konzernen; mehr als doppelt so viele wie aus China und über 13-mal mehr als aus Europa. China hält dabei bereits 70 Prozent aller weltweiten KI-Patenterteilungen. Ein gefährlicher Rückstand für Europas Firmen. 

Was das praktisch bedeutet, hat Deka-Fachfrau Cornelia Zimmermann dem Infineon-Vorstand auf der HV vorgehalten: „Die Infineon-Aktie konnte von der Begeisterung des Marktes für das Thema künstliche Intelligenz im vergangenen Geschäftsjahr nicht profitieren. Der Umsatzanteil der Produkte in diesem Segment lag 2024 bei weniger als zwei Prozent.“ CEO Jochen Hanebeck gelobt Besserung und will bereits 2025 den Umsatz der KI-Rechenzentren auf rund 600 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Auch bei anderen Konzernen hat das jeweilige Konzern-Management angekündigt, die digitalen Geschäfte, Cloud-Computing und KI deutlich voranzutreiben – und zugleich unabhängiger von Dienstleistern aus den USA oder Fernost zu werden. 

Siemens etwa entwickelt sich immer stärker zum Software-anbieter. Für insgesamt 15 Milliarden Dollar kauft Siemens die US-Softwarefirmen Altair Engineering und Dotmatics – und will so eigene digitale und KI-basierte Lösungen für Industrie, Logistik und Supply-Chain-Management entwickeln. „Gleichzeitig lässt sich ein Return on Investment erzielen, zum Beispiel durch eine höhere Ressourcenauslastung, geringere Kosten und bessere Klimabilanz“, erklärt Siemens-Digital-Chef Volker Albrecht.

„Die meisten Unternehmen arbeiten hart an Neujustierungen ihrer Strategien“

Ingo Speich, Leiter der Abteilung „Nachhaltigkeit & Corporate Governance" der Deka

Auch Versand-Riese DHL investiert rund zwei Milliarden Euro in die digitale Transformation. Logistik wird durch Algorithmen optimiert, Lagerhäuser automatisiert und sogenannte „Centers of Excellence für Schlüsseltechnologien wie das Internet der Dinge und KI aufgebaut“, sagt Konzernchef Frank Appel. Made in Europe treibt die Deutsche Telekom mit einer der größten europäischen Cloud-Plattformen voran, die gezielt auf europäische Datenschutzstandards und Unabhängigkeit von US-Cloud-Anbietern setzt. Und Bayer, die immer noch unter der Übernahme von Monsanto aus dem Jahr 2018 leidet, pusht die Digitalisierung in der Landwirtschaft, etwa durch KI-gestützte Analysen von Anbauflächen. Der Chemieriese investiert zudem in eigene Cloud-Infrastrukturen und Partnerschaften mit europäischen Anbietern, um die Abhängigkeit von US- und asiatischen Dienstleistern zu reduzieren.

Das ist dringend nötig in einer Weltwirtschaft, die stärker von Protektionismus geprägt wird. Aber auch bei der Aktionärs-Demokratie hätten viele Unternehmen einen Nachholbedarf und seien nach Corona nicht zu den direkten und interaktiven Präsenztreffen zurückgekehrt, ärgert sich Speich. Offene Diskussion sei zudem bei einem anderen für das Management sensiblen Thema angebracht: den Vergütungssystemen. Das Gesetz zur Umsetzung der zweiten Aktionärsrechterichtlinie hat hier in Deutschland neue Transparenz- und Berichtspflichten eingeführt. In vielen HV-Beiträgen wird dem Management darum mehr auf den Zahn gefühlt, was die leistungsgebundenen Bestandteile des Gehalts anbelangt. Beim erfolgsarmen Stahlkocher Thyssenkrupp hat Speich gegen die Entlastung des Vorstandes gestimmt. „Sie machen es wie Ihre Vorgänger: viel versprechen und nicht liefern“, hat der Deka-Vertreter CEO Miguel López schonungslos vorgehalten. Auch 2024 konnte er den angestrebten Turnaround in der wichtigen Stahlsparte nicht schaffen.

So eine Ablehnung einzelner Abstimmungspunkte oder der Entlastung ist keine Seltenheit. In 24 Prozent aller Punkte stimmt die Deka gegen die Vorschläge der Unternehmensleitungen. „Wir sind aber nie einfach nur dagegen“, so Speich. Meist legen die Deka-Vertreterinnen und -Vertreter konkrete Gegenvorschläge vor. Bei Thyssenkrupp etwa könnte sich durch den Verkauf der Marine-Sparte gegenwärtig ein guter Preis erzielen lassen – und damit die Möglichkeit eröffnen, in den Kernbereichen des Konzerns die Sanierung energischer voranzutreiben. 

Die neue Sicherheitslage in Europa stand in einigen Hauptversammlungen im Fokus. Neben Belastungen bietet sie schließlich auch Chancen: So rüste sich die Lufthansa-Technik für neue Wartungsaufgaben bei Kampffliegern oder Volkswagen prüfe, Rüstungsprodukte am Standort Osnabrück zu produzieren. Zeitenwende ist auch im Produktportfolio angesagt.

Zumal auch neue Handelsbeschränkungen einen tiefen Schatten auf die Planungen vieler Unternehmen werfen. BBVA-Chef Genç beispielsweise will die Abhängigkeit vom Mexiko-Geschäft verringern – und damit auch von möglichen Störungen durch Donald Trump, der die Freihandelszone torpediert. Mit dem Zukauf einer spanischen Bank soll der Fokus zudem wieder stärker auf Europa gelegt werden. Aus Sicht von BASF-Finanzchef Dirk Elvermann bleiben dabei die direkten Auswirkungen der Zölle auf die Firma wahrscheinlich überschaubar: „BASF produziert schon weltweit jeweils vor Ort für die lokalen Märkte.“ Eine Strategie, die sich jetzt auszahlt – und auch von Unternehmen wie Nestlé, Mercedes oder Axa auf den Hauptversammlungen herausgestellt wurde. Regionalere Fertigung für die jeweiligen Märkte macht eben resilienter.

Nachhaltigkeit mit Augenmaß

Denn nicht nur bei Handelspolitik und Zöllen driften die Kontinente auseinander. Auch beim Thema Nachhaltigkeit gibt es Unterschiede. „In Europa haben rund 60 Prozent der Unternehmen eine Roadmap in Richtung Klimaneutralität, in den USA nur rund 30“, so Speich. Auch Firmenlenker wie Telekom-CEO Timotheus Höttges halten am Ziel fest, „wirtschaftlichen Erfolg und gesellschaftliche Verantwortung miteinander zu verbinden. Bis Ende 2025 wollen wir klimaneutral sein, bis 2040 sogar entlang unserer gesamten Wertschöpfungskette.“ Ähnliche Bekenntnisse sind trotz Klimawandel-Leugnern auf der anderen Seite des Atlantiks auf vielen HV rund um die Welt zu hören gewesen.

Viele Unternehmen bewegen sich dazu je nach Kontinent in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Auch bei anderen Kategorien von Umwelt, sozialen Faktoren oder Unternehmensführung (ESG) gibt es schließlich solche Differenzen und entsprechend andere politische Vorgaben. „Augenmaß ist aber auch in Europa gefragt“, so Henriette Peucker, Geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts. Die EU-Kommission arbeitet bereits an Erleichterungen bei Berichtspflichten, Lieferkettenmanagement oder CO2-Vorschriften. „Dazu braucht es eine zielführende und schlankere Regulierung, insbesondere im Bereich Nachhaltigkeit“, so Peucker.

Für hehre Ziele und hohe Dividenden bedarf es eben erst einmal unternehmerischen Erfolg. Und in Europa arbeiten die Firmen intensiv daran, sich sturmfest durch eine neue Weltordnung zu manövrieren. „Ganz wichtig ist es, kontinuierlich dranzubleiben“, sagt Aktionärs-Vertreter Speich. Das gelte für ihn und sein Team im ständigen Dialog mit den Unternehmen – aber eben auch für die Anlegerinnen und Anleger selbst, die auf absehbare Zeit stärkere Schwankungsphasen an den Börsen aushalten müssen. Wenn sie eine langfristige und breit gestreute Strategie bei der Geldanlage verfolgen, können sie das aber auch, weiß DAI-Geschäftsführerin Peucker: Ihre Rendite-Analysen für die kontinuierliche Anlage in Papiere wichtiger Indizes belegen „für die letzten 50 Jahre durchschnittlich sechs bis neun Prozent Rendite im Jahr“ – trotz zwischenzeitlicher Kursstürze nach Corona, Ölkrisen oder Kriegen.

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