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Gesundmacher fürs Portfolio
Neue Technologien und Therapien bringen Bewegung in den Gesundheitsmarkt. Drei Fondsmanager der Deka erklären, wo sie gute Möglichkeiten sehen und mit welchen Strategien sie unterwegs sind.
Eine Studie sorgt in Internetforen für heftige Diskussionen. In der Anfang Juli von der Fachzeitschrift „JAMA Internal Medicine“ veröffentlichten Untersuchung geht es um die Wirkung des Diabetes- Medikaments „Ozempic“, das als „Wegovy“ nun auch für Adipositas auf dem Markt ist. Die Autorinnen und Autoren vergleichen das Produkt des dänischen Pharmakonzerns Novo Nordisk mit dem Konkurrenzprodukt „Mounjaro“. Beide Medikamente wurden übergewichtigen Testpersonen jeweils sechs Monate lang verabreicht. Das Ergebnis: Die Testpersonen, die sich Wegovy spritzten, verloren 5,8 Prozent ihres Körpergewichts. Bei der Gruppe, die das auf einem anderen Wirkstoff basierende Mounjaro des US-Konzerns Eli Lilly einnahm, waren es 10,1 Prozent.
Sterberisiko Zivilisationskrankheiten
Florian Pfeilschifter, Fondsmanager im Team des Deka-Nachhaltigkeit Gesundheit, sieht solche Vergleiche gelassen. Schließlich hat er in beide Aktien investiert. Egal, welches Produkt besser abschneidet – der Markt ist groß genug für beide, die potenzielle Nachfrage enorm. Und sie dürfte in den kommenden Jahren weiter steigen, wenn sich der Trend ungebremst fortsetzt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass im Jahr 2022 rund 2,5 Milliarden Menschen über 18 Jahre übergewichtig sein werden, davon 890 Millionen krankhaft fettleibig. Damit hätte sich ihr Anteil an der Weltbevölkerung seit 1990 dann mehr als verdoppelt.
Auch die Zahl der Diabeteserkrankungen nimmt stetig zu. Dabei haben Menschen mit Adipositas ein erhöhtes Risiko, an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken: Nach Angaben der International Diabetes Federation ist jeder elfte Erwachsene betroffen – das sind 425 Millionen Menschen weltweit. Alle acht Sekunden stirbt ein Mensch an den Folgen der Krankheit. Die Federation schätzt, dass im Jahr 2045 fast 700 Millionen Menschen an Diabetes leiden. Vor diesem Hintergrund werden erste Forderungen laut, in den Markt einzugreifen. So etwa von US-Präsident Joe Biden, der Anfang Juli niedrigere Preise für die derzeit stark nachgefragten Medikamente gegen Fettleibigkeit forderte.
Für Fondsmanager Pfeilschifter kein Grund, sich von seinen Positionen zu trennen. „Sowohl Novo Nordisk als auch Eli Lilly zeichnen sich durch hohe Aktienqualität aus“, sagt er. „Deshalb dürfte es kein großes Problem sein, wenn irgendwann Nachahmerprodukte auf den Markt kommen und die Margen unter Druck geraten.“ Erst kürzlich hat Eli Lilly bestätigt, 2,5 Milliarden Dollar in den deutschen Standort Alzey (Rheinland-Pfalz) zu investieren. Dort will man bis 2027 die Produktionskapazitäten für injizierbare Medikamente ausbauen, um der steigenden Nachfrage unter anderem nach Diabetesmedikamenten gerecht zu werden.
Solche Nachrichten bestätigen Deka-Experte Pfeilschifter in seiner Strategie. In seinem Fondsportfolio legt er einen Schwerpunkt auf die Pharmabranche. Dabei investiert er vor allem in die Großen der Branche. „Diese Pharmakonzerne können Rückschläge bei einzelnen Forschungsprojekten und Medikamentenstudien finanziell besser verkraften als kleine Biotech-Firmen. Für die kann ein Flop schnell existenzbedrohend werden“, sagt er. „Außerdem sind die Großen in der Gen- und Zellforschung gut aufgestellt – aus meiner Sicht derzeit das spannendste und zukunftsträchtigste Feld im Gesundheitsmarkt.“
Entscheidende Kriterien bei der Bewertung von Unternehmen sind für ihn die Präsenz in den weltweit wichtigen Gesundheitsmärkten und eine volle Forschungspipeline. Bei Investoren stehen nicht die Produkte in den Regalen der Apotheken im Vordergrund, sondern die Wirkstoffe und Therapien, deren Entwicklung das Unternehmen vorantreibt – und die eine realistische Chance haben, in einigen Jahren auf den Markt zu kommen. Nach Berechnungen des britischen Forschungs- und Beratungsunternehmens Evaluate Pharma hatte die Pipeline von Eli Lilly schon im Jahr 2021 ein Umsatzpotenzial von rund 46 Milliarden US-Dollar – mehr als doppelt so viel wie die des Zweitplatzierten Roche.
Auch Alexander Eickhoff, Fondsmanager des Deka-MegaTrends, investiert breit in den Gesundheitssektor. Neben Unternehmen aus den Subsektoren Pharma, Biotechnologie und Genforschung gehören auch Aktien aus den Bereichen Medizintechnik, Altenpflege sowie Fitness und Wellness zum Portfolio. Ein Beispiel für letztere Kategorie ist die US-amerikanische Fitnesskette Planet Fitness. „Das höhere Durchschnittsalter der Menschen ist vor allem dem medizinischen Fortschritt zu verdanken“, erklärt Eickhoff. Ein Innovationstreiber sind dabei Gen- und Zelltherapien. Darauf hat sich etwa das amerikanische Unternehmen Illumina spezialisiert, das sich für das Anlageuniversum qualifiziert. „Das Unternehmen ist mit einem Weltmarktanteil von über 70 Prozent führend bei DNA-Sequenzierautomaten“, weiß der Deka-Experte. Die leistungsfähigsten Maschinen aus der Produktpalette von Illumina kosten mehr als eine Million Dollar. „Das ist viel Geld. Aber diese Automaten sind in der Lage, innerhalb von zwei Tagen das komplette Genom eines Menschen zu entschlüsseln“, sagt Eickhoff. „Das erlaubt Aussagen darüber, ob zum Beispiel ein vererbbarer Gendefekt vorliegt, der vor Ausbruch einer Krankheit gezielt und kostengünstig behandelt werden kann.“
Konzerne auf Life-Science-Sektor angewiesen
Für Nora Franken sind Unternehmen wie Illumina oder das Technologieunternehmen Thermo Fisher gute Beispiele für das interessante Investitionsprofil, das ein anderer Bereich des Gesundheitsmarktes bietet: Life Science. „Die Unternehmen dieses Subsektors stellen die Werkzeuge und Verfahren her, auf die die großen Pharmakonzerne angewiesen sind, um ihre Forschung an neuen Wirkstoffen, Gen- und Zelltherapien voranzutreiben“, erklärt Franken, die wie ihr Kollege Pfeilschifter zum Managementteam des Deka-Nachhaltigkeit Gesundheit gehört. „Diese Unternehmen partizipieren an den Forschungsinvestitionen der Pharmaindustrie, ohne das klinische Risiko fehlgeschlagener Studien zu tragen. Denn sie richten ihre Produkte auf ein breites Anwendungsspektrum aus.“
Ein Unternehmen, das sowohl für Eickhoff als auch für Franken für neue Möglichkeiten in der Medizintechnik steht, ist Intuitive Surgical. Das amerikanische Unternehmen gehört zu den führenden Herstellern von robotergestützten Operationssystemen. Bis die Maschine völlig autonom operieren wird, dürfte es noch dauern. „Aber im vergangenen Jahr wurden bereits mehr als 2,2 Millionen Operationen mit dem DaVinci-System von Intuitive durchgeführt“, sagt Eickhoff. „Das zeigt die wachsende Akzeptanz.“ Weltweit sind bisher mehr als 9.400 Systeme von Intuitive im Einsatz. Die potenzielle Nachfrage ist jedoch um ein Vielfaches höher. Ein Hindernis: der hohe Anschaffungspreis von rund zwei Millionen Euro. Aber auch die Tatsache, dass der Roboter bislang nur für bestimmte Eingriffe zugelassen ist. Das wiederum ist ein Grund dafür, dass das Marktpotenzial bisher nur zu einem Bruchteil ausgeschöpft wird. Doch das ändert sich. Mithilfe von KI treibt Intuitive die Technologie voran und erweitert die Einsatzmöglichkeiten.
Langfristig, davon ist Eickhoff überzeugt, führt kein Weg an der Technik vorbei. „Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass der OP-Roboter das Skalpell präziser führt, der Eingriff mit weniger Blutverlust verbunden ist und der Krankenhausaufenthalt dadurch kürzer wird. Das sind gute Gründe für Kliniken, in roboterassistierte Operationssysteme zu investieren. Insofern kann man hier von einem strukturellen Wachstumsmarkt sprechen“, sagt er. Und Kollegin Franken ergänzt: „Gerade in der Medizintechnik gibt es viele Unternehmen wie Intuitive, die sich mit ihren Innovationen – etwa intelligenten Messmethoden für den Blutzuckerspiegel – ganz neue Märkte und Umsatzpotenziale erschließen. Das macht den Sektor für Fonds-Anlegerinnen und -Anleger interessant.“
Foto: DekaBank; Titelfoto: picture alliance / Photoshot
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