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25.05.2021

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4 Min.

"Verantwortlich investieren wird Mainstream"

Text:

Angela McClellan ist Chefin des Forums Nachhaltige Geldanlagen. Hier koordinieren Banken und Finanzdienstleister ihre Aktivitäten auf diesem Feld. Die Expertin über die Erwartungen der Anleger, den Anschub durch staatliche Regelungen und den Effekt der Coronakrise.

Ihre Daten zu nachhaltigen Investments sind ein wichtiger Gradmesser, um zu sehen, wie sich das Interesse an „grünen Anlagen“ entwickelt. Ging es 2020 ähnlich kräftig bergauf wie in den Vorjahren?

Auf jeden Fall. Am 7. Juni werden wir mit unserem jährlichen Marktbericht „Nachhaltige Geldanlagen: Deutschland, Österreich, Schweiz“ die aktuellen Entwicklungen im Detail vorstellen. Ein wichtiger Trend: Unter Privatanlegern nehmen das Interesse an und der Kauf von nachhaltigen Geldanlagen weiter deutlich zu.

Die Privatinvestments hatten sich ja schon 2019 verdoppelt. Beim Wachstum hat aber sicher auch das grundsätzlich steigende Interesse an Aktien geholfen, oder?

In Zeiten der Nullzinspolitik ist das natürlich die erfolgversprechendere Möglichkeit, das Vermögen zu mehren; und immer mehr Menschen wollen zugleich auch etwas für eine bessere Welt tun.

Fast die Hälfte aller Neuanlagen entfiel 2020 auf Nachhaltigkeitsfonds für Privatkunden. Wie erklären Sie diesen Boom?

Ich habe das hautnah miterlebt. 2018 erwarb ich meine erste nachhaltige Geldanlage: einen aktiv gemanagten Fonds. Da bin ich auch im Coronajahr investiert geblieben – so wie wohl viele Menschen. Eine Studie der Ratingagentur Scope zeigt, dass sich nachhaltige Fonds gerade während des ersten Lockdowns im Durchschnitt als krisenresilienter erwiesen haben als solche ohne Nachhaltigkeitsfokus.

Angela McClellan, Chefin des Forums Nachhaltige Geldanlagen

Eine Rolle dabei hat sicher auch gespielt, dass viele nachhaltige Strategien auf Wirtschaftsbereiche oder Entwicklungen setzen, die nicht so sensibel auf akute Krisen reagieren.

Bestimmt. Wie der Begriff Nachhaltigkeit schon sagt, geht es oft um Langfristentwicklungen – in der Infrastruktur oder bei der strategischen Aufstellung der Unternehmen in einem Fonds. Das bringt auf den entsprechenden Anlagehorizont gesehen Stabilität. Davon sind gerade in diesen unsicheren Zeiten offenbar auch Anleger überzeugt. Außerdem hat die Pandemie selbst bestimmten Nachhaltigkeitskriterien mehr Aufmerksamkeit beschert.

Welche meinen Sie genau?

Zum Beispiel den Schutz der natürlichen Grundlagen oder die Biodiversität. Im Zusammenhang mit der Verbreitung des Virus oder der Immunabwehr haben Forscher auch solche Probleme thematisiert. Und die gehören zu den ESG-Kriterien: Ökologie, soziales und verantwortliches unternehmerisches Handeln. Nachhaltigkeit steht inzwischen überall in der Gesellschaft an einer zentralen Stelle. Auch staatliche Vorgaben zwingen geradezu alle Beteiligten, sich mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Etwa die Vorgaben für Geldanlageberatungen, wo jetzt die Frage nach den persönlichen Nachhaltigkeitspräferenzen vorgeschrieben ist. Und die kann ein guter Berater mit gezielten Fragen deutlicher machen. Etwa beim Gesprächseinstieg: Möchte ich gezielt etwas ausschließen – so wie Rüstungsgüter? Oder möchte ich eine nachhaltige Entwicklung zielgerichtet fördern? Zum Beispiel grüne Energien?

Nachhaltigkeitskriterien werden in die Bereiche Umwelt, Soziales und Governance unterteilt. Welche Investitionen möchten Anleger vor allem ausschließen?

Unsere Zahlen im Marktbericht 2020 zeigen, dass Anleger insbesondere Wert auf den Ausschluss von Korruption und Bestechung, also auf ein Governance-Thema legen. Aber auch Arbeitsrechtsverletzungen wie Kinderarbeit haben für Anleger große Bedeutung. Umweltzerstörung steht an dritter Stelle. Da eine EU-Regulierung für alle Finanzmarktteilnehmer Transparenz beim Umgang mit den entsprechenden Nachhaltigkeitsrisiken vorschreibt, wird verantwortliches Investieren zum Mainstream. Mehr als 95 Prozent aller nachhaltigen Fonds und Mandate nutzen dabei eine Kombination aus Ausschlusskriterien und normbasiertem Screening. Dabei erfolgt eine Überprüfung der Anlagen danach, wieweit sie mit bestimmten Standards und Normen konform gehen.

Nachhaltige Fonds waren während des ersten
Lockdowns im Durchschnitt krisenresilienter.

Angela McClellan

Also zum Beispiel mit den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen?

Genau. Wir verzeichnen in diesem Zug, dass die Fondsgesellschaften ihre Stimmrechte für die Anleger in diesem Sinne verstärkt ausüben. Das ist die Dynamik, die Fonds, deren Anleger, die Politik, aber auch die Firmen selbst erfasst. Dies ist im besten Sinn ein selbstverstärkender Trend. Aber auch eine anspruchsvolle Aufgabe. Denn die Klimaaspekte unter den 17 UN-Zielen wie etwa der CO2-Abbau lassen sich natürlich leichter in Zahlen und Fakten überprüfen als die Einhaltung der Vorgaben zur Kinderarbeit bei einem nur mittelbaren Zulieferer dritter Ordnung im Ausland. Aber auch da gibt es Ansätze.

Zum Beispiel das geplante Lieferkettengesetz? Das soll ja Unternehmen verpflichten, weltweit beschaffte Waren auf umweltschädigende oder gegen die Arbeitsbedingungen verstoßende Produktionsverfahren zu überprüfen.

Das Gesetz ist so ein Ansatz – aber auch Selbstverpflichtungen mancher Konzerne. Denn diese haben ein wirtschaftliches Interesse, im nachhaltigen Bereich oder mit nachhaltig erzeugten Produkten verstärkt auf dem Markt präsent zu sein.

Also Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell – das deckt sich mit dem Interesse der Politik, die Unternehmen bei nachhaltigen Vorhaben mit ins Boot zu holen, oder?

Ja, in vielen Hilfsprogrammen zur Bewältigung der Coronakrise stehen ESG-Kriterien im Vordergrund. Nehmen Sie nur den European Green Deal oder Bidens neues Konjunkturprogramm. Das ist natürlich auch ein Stimulus für Unternehmen aus diesen Bereichen oder solche, die sich nachhaltig wandeln. Und die werden dafür wieder für Anlegerinnen und Anleger interessanter.

Die EU arbeitet zudem seit 2018 am ganz großen Nachhaltigkeitsrahmen: Mit einer sogenannten Taxonomie sollen klare Kriterien für alle nachhaltigen Investitionstätigkeiten aufgestellt werden, an denen sich dann auch Fonds und Anleger orientieren können. Wie weit ist dieser Prozess?

In sechs Kategorien soll klar nachzuweisen sein, ob eine Wirtschaftstätigkeit als ökologisch nachhaltig einzustufen ist – und damit wird der Grad der ökologischen Nachhaltigkeit einer Investition ermittelt. Seit wenigen Wochen sind die ersten beiden Umweltziele im Bereich Klima veröffentlicht. Bis Ende des Jahres sollen noch solche für die Biodiversität, soziale Folgen wirtschaftlichen Handelns oder den Umgang mit potenziell weiter umweltschädlichen Methoden folgen. Das berührt oft auch nationale Industriepolitik.

Haben wir als Anleger dann das ultimative Nachhaltigkeitssiegel für alle unsere Finanzinvestments?

Das wird wohl nicht so sein. Denn die Europäische Union konzentriert sich dabei auf ein EcoLabel.

Also nur das E in ESG?

So ist es. Mehr und mehr Fonds bieten ihren Kunden aber eine große Bandbreite an nachhaltigen Investments über alle drei Bereiche. Die Transparenz nimmt deutlich zu – der Anleger hat so immer mehr Möglichkeiten, sein Vermögen nachhaltig zu investieren.

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