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22.02.2021

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6 Min.

Die Konsumgüter kommen ins Rollen

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Letztes Jahr standen die Hersteller von Autos und anderen konjunktursensitiven Gütern coronabedingt oft im Abseits. Dieses Jahr werden sie deutlich aufholen, prognostizieren Deka-Analysten. Anleger sollten ihre Portfolios breiter aufstellen, um beim Aufschwung der Zykliker dabei zu sein.

An keiner anderen Branche lässt sich die Marktentwicklung so gut festmachen wie an der Fahrzeugindustrie. Die Gewinnerwartung der Branche für die kommenden 12 Monate lag im Januar dieses Jahres um 187 Prozent über dem Wert aus dem April 2020. „Die Nachfrage ist aktuell sehr hoch. Die Hersteller können gar nicht so schnell liefern, wie Autos nachgefragt werden“, sagt Senta Graf, Analystin für die globale Autoindustrie bei der Deka.

Kein Einzelfall: Die sogenannten zyklischen Konsumgüter profitieren von Nachholeffekten. Gemeint sind damit Waren und Dienstleistungen, die nicht wie Lebensmittel im Alltag unabdingbar sind, sondern in die Kategorie „nice to have“ fallen – etwa Mode und Luxus-Accessoires, Reisen und vor allem Autos. Sinkt das verfügbare Einkommen in einer Rezession, werden diese Anschaffungen meist als Erste gestrichen – das war 2020 der Fall.

„Aktuell sind wir in einem Übergangsjahr“, sagt Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie der Deka. „Wir kommen aus einer Phase, in der der Technologietrend alles dominiert hat. Jetzt beginnt ein neuer Zyklus.“ Erste Erholungsanzeichen waren bereits Ende 2020 spürbar. Im Januar dämpften dann aber wieder Nachrichten zu Virus-Mutanten und knappen Impfstoffen vorübergehend die Stimmung der Märkte. „Ein beginnender Zyklus ist oft nicht frei von Rückschlägen, er verläuft in Wellen“, betont Schallmayer. „2021 ist ein Jahr, in dem sich der Markt sortiert.“ Wie stark der Favoritenwechsel ausfällt, wird man erst in den kommenden Monaten sehen. Der Trend sei allerdings eindeutig, dafür spreche die erwartete starke Erholung rund um den Globus. „Davon profitieren die Zykliker, denn zyklisch heißt nichts anderes als konjunktursensitiv.“

Gute Margen für Autohersteller

Und so erlebt der Fahrzeugmarkt diese Entwicklung: Wurden 2019 noch 86 Millionen Pkw und andere Leichtfahrzeuge verkauft, sank die Zahl im vergangenen Jahr auf 75 Millionen – ein schwarzes Jahr für die Industrie. „Dieses Jahr werden wir einen Anstieg auf 82 Millionen Neuzulassungen sehen“, erwartet Graf, auch wenn die Lieferketten aktuell noch fragil seien. Neben Nachholeffekten sei auch coronabedingt der Wunsch nach individueller Mobilität gestiegen. Das Vorkrisenniveau der Verkäufe wird zwar erst in einigen Jahren erreicht werden, dafür stimmt die Marge. „Die Verkaufspreise sind hoch wie nie. Die Fahrzeughersteller werden ausgesprochen gut an den Autos verdienen“, sagt die Analystin. Denn aufgrund der hohen Nachfrage bleibt ein Preiskampf aus.

Ein beginnender Zyklus ist oft nicht frei von Rückschlägen, er verläuft in Wellen.

Joachim Schallmeyer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie der Deka

Besonders in den USA und China wird der Absatz zulegen, im Reich der Mitte werden vor allem Premiumhersteller profitieren. „Die Chinesen kaufen viel und zahlen hohe Preise“, fasst Graf zusammen. Auch in Südamerika erwartet sie ein hohes Absatzwachstum. In Europa werde die Erholung eher etwas holpriger verlaufen.

Auch die Automobilzulieferer profitieren 2021 – und zwar von den höheren Anforderungen der Emissionsreduzierung in den Verbrennern sowie den Trends zur Hybridisierung, zum autonomen Fahren und zur Vernetzung. Damit können sie einen Teil dessen ausgleichen, was durch den steigenden Absatz an batterieelektrischen Autos verloren geht, denn die Batterie kostet die Hersteller mehrere Tausend Euro.

Rohstoffe und Industrie haben sich erholt

Während bei den zyklischen Konsumgütern die Erholung erst ins Rollen kommt, sind die zyklischen Industriewerte – wie Bau, Chemie und die verarbeitende Industrie – schon einen Schritt weiter. Sie haben die Krise weitgehend überwunden, was eigentlich untypisch für eine Rezession ist. Arvid Rickmers, Rohstoff- und Industrieanalyst bei der Deka, hat dafür die Erklärung: „Die Pandemie hatte keine gewöhnliche Rezession zur Folge. Im März und April 2020 gab es einen starken Einbruch bei Kursen und Nachfrage. Seitdem erleben wir eine sehr gute Erholung in allen zyklischen Industrie- und Rohstoffbereichen.“ Und es gebe keine Anhaltspunkte, warum sich der gute Ausblick groß ändern sollte, auch wenn sich aufgrund der Pandemie noch viele Unternehmen mit Prognosen für das Gesamtjahr zurückhalten.

Branchenvergleich: Automobile geben Gas

Ähnlich sieht es Schallmayer: „Das produzierende und verarbeitende Gewerbe ist in der Summe sehr gut durch die Krise gekommen. Schon im dritten und vierten Quartal haben wir bei den Aufträgen einen deutlichen Anstieg gesehen. Siemens ist dafür ein gutes Beispiel.“ Dementsprechend ist auch die Nachfrage nach den benötigten Rohstoffen weiter gut. Hier haben die Preise im Pandemiejahr 2020 deutlich angezogen, etwa für Eisenerz, Kupfer und Industriemetalle. Davon profitieren die Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind – zum Beispiel Bergbau-, Minen- oder Stahlunternehmen.

Auch bei der Erholung bei den Rohstoffen und zyklischen Industriegütern war China im Jahr 2020 der Treiber, nicht zuletzt, weil der Staat stark in der Krise investiert hat. Analyst Rickmers beziffert das mit einem Beispiel: „Der Preis für in China gehandeltes Eisenerz hat sich von Februar 2020 zu Februar 2021 verdoppelt – von 100 auf 201 Dollar für eine Tonne“. Es müssen aber nicht immer nur Erze und Metalle sein: Auch die Zellstoffpreise – wichtig für die Herstellung von Hygieneprodukten und Kartonverpackungen – sind aufgrund der hohen Nachfrage stark angestiegen.

Bei den zuletzt erfolgreichen zyklischen Industriebranchen stechen unter anderem Hersteller von Halbleitern heraus. Diese sind sehr gefragt, weil sich Konsumelektronik auch in der Krise gut verkauft hat. Auch die Bauindustrie hat wenig gelitten – in Deutschland gab es keinen Baustopp, in Ländern wie Italien und Frankreich war dieser nur von sehr kurzer Dauer. Und in China sorgen unter anderem der Ausbau der Windenergie und der Ausbau der Mobilfunknetze für Konjunktur. „Der Energieumbau und Infrastrukturinvestitionen sind überall auf der Welt Trendthemen“, erläutert der Rohstoff- und Industrieanalyst. Das gilt auch für Europa – so versucht die EU, die Energieeffizienz von Gebäuden zu steigern. In Frankreich setzt die Regierung finanzielle Anreize zur Dämmung der Häuser. „Firmen wie der französische Werk- und Baustoffkonzern Saint-Gobain sind für die Zukunft recht zuversichtlich und setzen auf verschärfte Energieeffizienz-Standards und Steuererleichterungen für Haushalte“, berichtet Rickmers. Der Zugbau floriert ebenfalls. Das mag angesichts leerer Züge überraschen. Der Analyst hat aber eine einleuchtende Erklärung: „Viele Länder, die die Verkehrswende hinbekommen wollen, denken mittel- bis langfristig.“ Deutlich schlechter sieht es dagegen beim Flugzeugbau aus. Hier wird die Erholung coronabedingt länger dauern. Erst etwa 2023 soll wieder an das Niveau von 2019 angeknüpft werden.

Technologieunternehmen florieren weiter

Die zyklischen Konsum- und Industriegüter haben aber eins gemeinsam: Viele Hersteller benötigen moderne Technologie. Genau das spricht dafür, dass dieser Erfolgssektor der letzten Jahre auch 2021 stark sein wird – und die für Konjunkturzyklen eigentlich typische Rotation der Branchen nicht ganz so ausgeprägt ausfallen wird. „2021 heißt es nicht Zykliker oder Technologie, sondern Zykliker und Technologie. Das ist für Anleger sehr wichtig“, erläutert Schallmayer. Branchen, die in den letzten Jahren schwächelten, holen auf, ohne dass die anderen einbrechen. „Der Anleger ist in beiden Bereichen gut aufgehoben, Zykliker dürften aber relativ etwas besser abschneiden. Wer zuletzt vor allem in Technologieartikel investiert hatte, sollte sich Rohstoffe und zyklische Konsumgüter ins Depot holen, denn dort ist eine stärkere Wertentwicklung zu erwarten.“

Arvid Rickmers stimmt zu: „Man muss als Analyst nicht nur einschätzen, in welchen Branchen es weiter gut läuft, sondern man muss auch schauen, wie viel in den Kursen einzelner Aktien schon reflektiert ist.“ Und da ist etwa bei vielen Technologiekonzernen bereits einiges von der Entwicklung eingepreist worden. Der Experte kommt zu dem Schluss, dass das Thema zyklische Erholung in den Kursen noch weniger antizipiert sei als in anderen Bereichen des Markts, in denen das Wachstum schon länger andauere. Die Bewertungen vieler Wertpapiere sei daher noch etwas niedriger. Später würden dann auch Bereiche wie Tourismus und Reise von der Erholung nach Corona profitieren, was weitere Marktpotenziale eröffne.

Nur: Taugen Wertpapiere zyklischer Unternehmen für langfristige Anleger oder müssen diese ständig den Markt im Auge behalten? Analystin Graf wischt diese Sorge beiseite: „Natürlich haben zyklische Werte auch Abschwungphasen, aber über mehrere Zyklen hinweg gibt es einen strukturellen Aufwärtstrend.“ Riskant sei es nur, wenn man Wertpapiere auf einem Zyklushoch kauft und dann in Panik verkauft. Man müsse halt bei einem Tief einsteigen. „Und da sind wir jetzt.“ Ihr Rat: „Am besten setzt man auf Aktienfonds. Denn hier kauft man sich mit dem Wertpapier auch das Wissen der Fondsmanager mit ein, die den Markt und die Einzelpapiere ständig im Blick haben.“ Für Anleger bieten sich hier unter anderem der Deka-Deutschland Nebenwerte an, der viele Industrie- und generell zyklische Unternehmen im Portfolio hält; ebenso wie der Deka-EuropaPotential, der Nebenwerte aus ganz Europa im Blick hat.

Auch Schallmayer betont, dass Anleger immer über mehrere Zyklen denken sollten: „Die Schwierigkeit ist natürlich immer, die langfristigen Profiteure von Trends herauszupicken. Aber deswegen nicht in Zykliker zu investieren, ist ein Fehler.“ Er rät, neben der weiterhin sehr erfolgreichen Technologiebranche eben auch Fonds aus Branchen ins Depot zu holen, die von einer Konjunkturdynamik geprägt sind. Schallmayer: „Es kommt eben immer auf die Mischung an.“

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