Krypto-Anlagen im Fokus: Aktuelles von Bitcoin & Co.

Das Makro Research Team der Deka ordnet die aktuellen Entwicklungen an den Krypto-Märkten im Newsletter „Krypto-Anlagen im Fokus“ ein. Nach der langjährigen „Sturm und Drang“-Zeit dürfte nun eine Etablierungs- und Konsolidierungsphase begonnen haben. Das machen die Volkswirte an mehreren Punkten fest.

Erstens, die U.S. Securities and Exchange Commission (SEC), die wohl mächtigste Finanzaufsichtsbehörde der Welt, redet immer lauter darüber, dass viele bedeutende Krypto-Anlagen in ihren Zuständigkeitsbereich fallen, und versucht zunehmend, Fakten zu schaffen. Lange Zeit war die SEC der Meinung, dass die Krypto-Anlagen aufgrund ihrer extrem dezentralen Strukturen nicht als Wertpapiere im eigentlichen Sinne gelten können und deshalb auch nicht der SEC-Wertpapieraufsicht unterliegen. In jüngster Zeit jedoch mehren sich die Verlautbarungen und Signale, dass sich in der SEC die Einschätzung durchsetzt, dass die meisten Krypto-Institutionen zukünftig die strengen Regeln der Finanzbranche einhalten müssen, angefangen von den Maßnahmen rund um die Geldwäsche-Prävention, über den Umgang mit Insider-Informationen bis hin zur Einhaltung von Eigenkapitalvorschriften.
Zu diesem Sinneswandel hat vermutlich auch beigetragen, dass – und dies ist zugleich unser zweiter Punkt – bei dem zweitgrößten Krypto-Vehikel Ethereum Mitte September eine tiefgreifende technische Veränderung stattgefunden hat, nämlich der Umstieg beim Konsensmechanismus von „Proof of Work“ zu „Proof of Stake“. Diese Umstellung bedeutet zwar eine enorme Verringerung des Energieverbrauchs bei einzelnen Transaktionen, mindert zugleich aber auch in erheblichem Ausmaß die Dezentralität des Netzwerks.
Dies ist der Preis dafür, dass durch den massiv reduzierten Stromverbrauch ein starkes Gegenargument gegen die Blockchain-Technologie und gegen den Einsatz der darauf basierenden Krypto-Anlagen entkräftet wird. Der geringere Stromverbrauch könnte eine verstärkte Anwendung der Blockchain-Technologie – beispielsweise im Finanzsektor – begünstigen.

Schließlich lautet der dritte Punkt für das Ankommen der Krypto-Welt „auf dem Boden der Tatsachen“, dass es inzwischen zu einer sichtbaren Bereinigungswelle auf dem Markt kommt. Beispielhaft hierfür seien Insolvenzen bei Krypto-Börsen und Tauschplattformen genannt, ebenso wie das Scheitern eines bedeutenden „Stablecoins“, bei dem ein rein Algorithmus-basierter Sicherungsmechanismen ein Eins-zu-Eins-Tauschverhältnis zum US-Dollar gewährleisten sollte. Einen großen Beitrag zu der Bereinigungswelle haben die beiden zentralen Markt- und Konjunkturthemen dieser Zeiten geleistet: Die deutlich gestiegenen Marktzinsen verringern die relative Attraktivität von Krypto-Anlagen als Alternative zu festverzinslichen Anlagen, und sie verteuern kreditfinanzierte Investitionen von Krypto-Anlegern. Zudem bringen die weltweit zum Teil dramatisch gestiegenen Strompreise das Geschäftsmodell vieler Krypto-Schürfer ins Wanken, denn die Einnahmen gleichen die gestiegenen Kosten nicht mehr aus. 

Marktkapitalisierung des Krypto-Marktes beläuft sich zurzeit nur noch auf ein Drittel des Höchststandes vom November 2021.

Der Bitcoin, der Dinosaurier aller Krypto-Anlagen, und mit ihm die meisten seiner Tausende von Krypto-Nachkommen, haben im Vergleich zum Allzeithoch vom November 2021 gut zwei Drittel an Wert verloren. Allein schon diese Tatsache bestätigt uns in unserer Einschätzung, dass Geldanlagen in der Krypto-Welt mit einem enorm hohen Risiko verbunden sind und damit aus heutiger Sicht nicht für den langfristigen und systematischen Vermögensaufbau geeignet sind. Weiterhin sind sie hochspekulativ, am ehesten vielleicht mit den risikoreichsten Aktien aus dem Tech-Bereich zu vergleichen.

Für uns bleibt es vor allem spannend zu beobachten, ob die Blockchain-Technologie zu einer Innovationswelle gerade im Finanzbereich führt. Die Ethereum-Neuerungen könnten hierbei eine bedeutende Rolle spielen.