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14.07.2025

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7 Min.

Krankheiten früh erkennen

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Neue Biotech-Verfahren in Kombination mit künstlicher Intelligenz könnten einen Durchbruch im Kampf gegen Krebs, Herzinfarkt und viele andere schwere Krankheiten bedeuten. Damit bleibt das Thema Gesundheit von klein auf ein Zukunftsmarkt.

Wenn es nach Paul Wiggermann geht, hat der Pharmakonzern Roche mit der Grundsteinlegung für sein neues Laborgebäude Ende Juni mehr als nur den ersten Schritt gemacht. Für den Werkleiter war die kleine Feier der Beginn einer Ära, in der der deutsche Standort im bayerischen Penzberg „weltweit Bedeutung haben wird“. Erst im vergangenen November hatte Roche an gleicher Stelle den Grundstein für den Bau eines neuen Produktionsgebäudes im Wert von 600 Millionen Euro gelegt.

In dem zusätzlichen Laborkomplex will der Schweizer Konzern ab Ende des kommenden Jahres Reagenzien herstellen, die notwendig sind, um das unternehmenseigene SBX-Verfahren im großen Stil für den Forschungs- und Entwicklungsbetrieb zu nutzen. Das SBX-Konzept ist für Roche „die Schlüsseltechnologie für die nächste Generation der Diagnostik“. Mithilfe dieses Verfahrens lässt sich die Genetik etwa von Krebs, Parkinson und Autoimmunerkrankungen entschlüsseln, um dann neue Erfolg versprechende Therapien zu entwickeln. Wie diese Krankheiten auftreten und fortschreiten, wird von Hunderten, manchmal sogar Tausenden von Genen beeinflusst. Die Möglichkeit, deren DNA zu „lesen“ und die Genetik zu entschlüsseln, gibt es zwar schon länger. Mit dem SBX-Verfahren kann Roche diesen Schritt jedoch eigenen Angaben zufolge bedeutend schneller und präziser durchführen. „Damit können wir 100 Millionen Basen pro Sekunde sequenzieren und so die Herausforderungen einer schnelleren und stärker personalisierten Diagnostik bewältigen“, sagt Dieter Heindl, der maßgeblich an der Entwicklung der Technologie beteiligt war. Der Erfolg steht und fällt jedoch mit der Qualität der Reagenzien.

Roche investiert 40 Millionen Euro in das neue Laborgebäude – eine Kleinigkeit im Vergleich zu den umgerechnet drei Milliarden Euro, die der Merck-Konzern aus Darmstadt für die Übernahme des US-amerikanischen Biotech-Unternehmens Springworks Therapeutics Anfang Juli aufgewendet hat. Es ist die größte Übernahme für Merck seit 20 Jahren. Die neue Tochter hat sich auf personalisierte, präzisionsmedizinische Therapien bei der Behandlung von Krebs spezialisiert. Bei der Entwicklung eigener Medikamente konzentriert man sich auf einzelne Moleküle oder bestimmte Prozesse im Körper, die für das Krebswachstum von Bedeutung sind.

Merck und Roche sind keine Einzelfälle. Derzeit investieren die etablierten Pharmakonzerne massiv in komplexe Biotech-Verfahren – sei es im eigenen Haus oder durch Zukäufe. Sie erforschen neue, komplexe Therapien, die unter anderem größere Chancen auf Behandlungserfolge in der Onkologie, der regenerativen Medizin und der Immunologie versprechen.

Im Frühjahr dieses Jahres hat beispielsweise eine Studie der Universität Barcelona für Aufsehen gesorgt. Ärzte und Wissenschaftler haben dort mithilfe moderner Biotechnologie eine Immuntherapie entwickelt, die bei drei Krebsarten bahnbrechende Erfolge erzielt hat. Bei mehr als der Hälfte der über 500 behandelten Patienten konnte der Krebs vollständig verdrängt werden. Besonders beeindruckend fielen die Ergebnisse bei lymphatischer Leukämie aus: 90 Prozent der Teilnehmenden sprachen auf die Therapie an. Beim multiplen Myelom (Knochenmarkkrebs) lag die Erfolgsquote bei 60 Prozent und beim Non-Hodgkin-Lymphom (Lymphdrüsenkrebs) bei 50 Prozent. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das Therapiekonzept ist der Einsatz sogenannter CAR-T-Zellen. Dabei werden dem Patienten Immunzellen entnommen, im Labor mit einem Antigenrezeptor ausgestattet und anschließend wieder in den Körper eingebracht.

Jeder fünfte Mensch erkrankt an Krebs

Neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen gilt Krebs als häufigste Todesursache weltweit – mit steigender Tendenz. Laut der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) wurden im Jahr 2022 rund 20 Millionen neue Krebsdiagnosen gestellt. Drei Jahre zuvor waren es 19,3 Millionen. Etwa jeder fünfte Mensch erkrankt im Laufe seines Lebens an Krebs. Einer von neun Männern und eine von zwölf Frauen stirbt daran. Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl der Krebsdiagnosen laut Prognosen der IARC auf 35 Millionen pro Jahr klettern. Gründe dafür sind unter anderem der Bevölkerungszuwachs, die steigende Lebenserwartung sowie erhöhte Risiken durch den Konsum von Alkohol oder Tabak und zu wenig Bewegung.

Gesundheitskosten in Relation sehen

Wissenschaftler des Heidelberg Institute of Global Health haben 2023 eine Studie veröffentlicht, der zufolge die globalen wirtschaftlichen Kosten von Krebserkrankungen im Zeitraum von 2020 bis 2050 auf 25,2 Billionen US-Dollar (zu konstanten Preisen von 2017) ansteigen werden. Zum Vergleich: Die weltweiten Gesundheitsausgaben für das Jahr 2021 schätzt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf einen Rekordwert von 9,8 Billionen US-Dollar. „Die neuen Therapien sind zwar zum Teil teurer als früher“, sagt Christof von Kalle, Professor und Vorsitzender des Bereichs Klinisch-Translationale Wissenschaften am Berlin Institute of Health (BIH) der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Er widerspricht jedoch dem Argument, dass die Krebsbehandlung besonders kostspielig sei. Zwar werden allein in Deutschland etwa 28 Milliarden Euro pro Jahr für Krebsdiagnostik und -therapie ausgegeben, bei Gesundheitskosten von gesamt ungefähr 400 Milliarden Euro pro Jahr. Der Wissenschaftler plädiert jedoch dafür, die Relationen zu sehen. „Wir wenden ein Fünfzehntel unserer Gesundheitsaufwendungen für ein Problem auf, an dem die Hälfte von uns erkrankt und ein Viertel von uns stirbt“, so von Kalle. „In der Regel ist es doch so, dass wirksame Therapien – insbesondere natürlich, wenn sie zu Heilungen führen – kosteneffizient sind.“

Foto: Artivion; Titelfoto: AdobeStock/Tanakrit

Reinraum eines Medizintechnikunternehmens: Hier fertigen Mitarbeitende unter strengsten Hygienestandards präzise medizinische Produkte.

Deka-Fondsmanager Florian Pfeilschifter sieht daher großes Marktpotenzial für Zelltherapien: „Die klinischen Entwicklungserfolge dieser Ansätze sind auch bei soliden Tumorarten wie etwa Lungenkrebs ermutigend. Mittelfristig erscheint auch der Einsatz bei Autoimmunkrankheiten wie Multipler Sklerose vielversprechend“, beschreibt er die guten Zukunftsperspektiven der beiden Therapieansätze. Das verschafft dem weltweiten Gesundheitsmarkt neue Wachstumsimpulse.

Fortschritt durch Einsatz von KI

Laut dem Marktforschungsunternehmen Transparency Market Research wird der Markt für diese Therapien bis zum Jahr 2034 jährlich um 20,8 Prozent wachsen und dann ein Volumen von 44,6 Milliarden US-Dollar erreichen. Zum Vergleich: Ende 2023 machte die Pharma-Branche damit weltweit Umsätze von 4,8 Milliarden US-Dollar. Positive Forschungsergebnisse und das Wachstum des Gesundheitsmarktes verstärken sich dabei laut den US-Experten gegenseitig. Sie führen zu neuen erfolgreichen Therapien, die wiederum zusätzliche Nachfrage schaffen. In einem wachsenden Markt wird dann auch weiter intensiv geforscht, was früher oder später wieder zu neuen Therapien und Anwendungen führt. Zusätzlich in Gang gehalten wird diese Dynamik in der Zell- und Gentherapie durch den Einsatz von KI. „KI-gestützte Systeme können große Datenmengen analysieren und Muster erkennen, die für den Menschen schwer zu identifizieren sind“, sagt Alexander Eickhoff, Manager des Deka-MegaTrends. „Sie ermöglichen damit präzisere und fehlerärmere Diagnosen sowie eine frühzeitigere Erkennung von Krankheiten.“

Ein Wissenschaftsteam der Duke University in North Carolina hat kürzlich Ergebnisse veröffentlicht, denen zufolge eine entsprechend trainierte künstliche Intelligenz auf Basis einer Magnetresonanztomografie des Gehirns die individuelle Alterungsgeschwindigkeit eines Menschen vergleichsweise zuverlässig vorhersagen kann. Damit kann sie auch Aussagen darüber treffen, wie wahrscheinlich das Auftreten bestimmter altersbedingter Krankheiten bei der entsprechenden Person ist. Die KI analysiert dazu 315 messbare Merkmale, die in einem Hirnscan ablesbar sind, beispielsweise das Volumen und die Dicke bestimmter Abschnitte im Gehirn, und vergleicht sie mit gespeicherten Mustern.

Digitale Plattform für Radiologie

Auch der Pharma-Konzern Bayer hat eine digitale Plattform für die Radiologie entwickelt. Die KI-gestützten Anwendungen ermöglichen es Ärztinnen und Ärzten, Auffälligkeiten auf Röntgen- oder MRT-Bildern automatisiert zu erkennen, beispielsweise bei Schlaganfällen oder Lungenentzündungen. Die Plattform ist nach Angaben von Bayer bereits in mehreren europäischen Ländern im Einsatz.

Beim Einsatz von Zelltherapien steht zudem nicht nur die Krebsbehandlung im Fokus. Britische Wissenschaftler arbeiten derzeit an einem neuen Medikament, das die Behandlung von Bluthochdruck revolutionieren könnte. Laut Zahlen der Deutschen Hochdruckliga hat jeder vierte Deutsche höhere Werte als die idealen 120 zu 80 – mit steigender Tendenz. Die WHO geht davon aus, dass weltweit etwa 1,1 Milliarden Menschen an Bluthochdruck leiden. Das Tückische dabei ist, dass Bluthochdruck häufig unbemerkt bleibt. Mögliche Folgen sind Herzinfarkte, Schlaganfälle und plötzlicher Herztod. Eine Studie von Boston Scientific aus dem Jahr 2022 geht davon aus, dass etwa zehn Prozent der jährlichen globalen Gesundheitsausgaben im weitesten Sinne dieser Krankheit zugerechnet werden können.

Zukünftig könnte eine einfache Injektion, die alle sechs Monate verabreicht wird, dem „stillen Killer“ Paroli bieten. Der Wirkstoff Zilebesiran ist ein sogenanntes RNA-Interferenz-Therapeutikum. Er blockiert die Produktion des Proteins Angiotensinogen, welches in der Leber gebildet wird und die Blutdruckregulation beeinflusst. Erste Ergebnisse aus Phase-I- und Phase-II-Studien deuten darauf hin, dass das Medikament den Blutdruck über einen längeren Zeitraum senken kann.

Auch in der Patientenversorgung und Administration im Gesundheitswesen ist der Einsatz von KI dringend gefragt, etwa um dem Fachkräftemangel und den Folgen des demografischen Wandels zu begegnen. Laut der Krankenkasse AOK gibt es allein in den USA bereits mehr als 500 Zulassungen für entsprechende Anwendungen. Das dürfte jedoch nur der Anfang sein. Die vom Deutschen Innovationsinstitut für Nachhaltigkeit und Digitalisierung erstellte Trendstudie „Pflege 2024“ zeigt, wo Bedarf an KI-Anwendungen besteht. Demnach erwarten mehr als 70 Prozent der Befragten in der Pflege Unterstützung durch KI bei Routineaufgaben. Knapp die Hälfte (47 Prozent) wünscht sich Spracherkennung durch KI, um bei Dokumentationsaufgaben entlastet zu werden, und über 40 Prozent sehen in mehr mobilen Endgeräten zur Dokumentation eine Möglichkeit, effizienter zu arbeiten.

Eine Studie des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens MarketsandMarkets hat dementsprechend für das Jahr 2024 einen weltweiten Umsatz von 21 Milliarden US-Dollar durch den Einsatz von KI in der Patientenpflege, -versorgung und -verwaltung ermittelt. Bis zum Jahr 2029 erwarten die Experten eine Steigerung des Umsatzes in diesem Bereich auf 148 Milliarden US-Dollar.

Neue Therapien, bessere Diagnostik, effizientere Versorgung: Für den Gesundheitsmarkt ergeben sich in den kommenden Jahren attraktive Perspektiven. So geht die Unternehmensberatung PwC in einer Studie davon aus, dass das weltweite Bruttoinlandsprodukt bis zum Jahr 2030 um 15,7 Billionen US-Dollar wachsen wird. Einen besonders großen Wachstumsschub wird dabei der Einsatz von KI im Gesundheitswesen auslösen. „Getrieben durch Innovationen und den demografischen Wandel bleibt Gesundheit ein strukturell stabiler Wachstumsmarkt mit erkennbar guten Ertragsperspektiven“, prognostiziert Pharmaanalyst und Deka-Fondsmanager Pfeilschifter.

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