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14.07.2025

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4 Min.

„Hoch lebe das Vollkornbrot!“

Text:

Nina Ruge hat ihr Leben radikal geändert: Sie hat sich nicht nur von der TV-Moderatorin zur Bestseller-Autorin entwickelt, sondern sie lebt selbst, was sie in ihren Büchern predigt. Worauf es bei ihr ankommt, erklärt die 68jährige studierte Biologin im Interview.

Frau Ruge, was hat Sie dazu bewegt, sich so intensiv mit dem Thema Altern auseinanderzusetzen?

Das ist eine sehr persönliche Geschichte. Im Alter von circa 40 Jahren habe ich Ermüdungserscheinungen und Schwächephasen erlebt, ganz einfach, weil ich so viel gearbeitet habe. Frühstücksfernsehen parallel zum ZDF heute journal, morgens um 2 Uhr aufstehen, mal in Mainz, mal in Berlin. Ich bin sehr viel geflogen und habe wenig geschlafen. Ein sehr guter Internist in München hat mir dann gesagt: Ihre Blutwerte sind nicht günstig. Stellen Sie Ihr Leben um.

Und das haben Sie gemacht?

Ich habe vieles von dem realisiert, was wir heute empfehlen. Ich habe meine Ernährung umgestellt: kein Zucker, keine Süßigkeiten, das Fleisch habe ich weggelassen, habe mich wirklich hauptsächlich mit Salat und Gemüse ernährt, eher Tiefkühlkost übrigens, aber in guter Qualität. Und: Hoch lebe das Vollkornbrot!

Ernährung spielt eine Rolle, was noch?

Dann habe ich jeden Tag Sport gemacht. Anschließend habe ich mit besagtem Internisten Doktor Erich Knobloch, der heute über 90 ist und gesund, das erste Longevity-Buch geschrieben. Da ging es schon um vieles, was wir heute noch viel besser erforscht haben. Das Interesse am Thema Gesundheit ist riesengroß. Es kamen dann weitere Bestseller wie „Verjüngung ist möglich“ und jetzt eben „Ab morgen jünger“ hinzu. Der jüngste Titel war schon nach einer Woche auf der Bestsellerliste. Ich habe mich in den vergangenen sieben Jahren komplett in dieses Thema eingegraben.

Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten wissenschaftlich gesicherten Faktoren, die das Altern beeinflussen? Was verlängert unsere Lebensspanne und unsere Gesundheitsspanne?

Auf das Thema Gesundheitsspanne kann ich antworten, bei der Lebensspanne ist die Forschung auf absehbare Zeit noch nicht so weit. Die neuesten Zahlen zeigen uns, dass die Menschen in Deutschland am Ende ihres Lebens im Schnitt elf Jahre chronisch krank sind, das heißt, sie haben meistens drei bis vier Krankheiten gleichzeitig, also Demenz, Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arthrose und vieles mehr. Wir wollen diese elf Jahre des Leidens verkürzen, indem wir die Gesundheitsspanne verlängern. Da sind die wichtigsten Faktoren Bewegung, Ernährung, Schlaf und mentale Gesundheit.

Das kann ja eigentlich jeder umsetzen.

Ja, es ist eben das, was Oma immer schon sagte. Geh vor Mitternacht ins Bett, iss mehr Gemüse, runter vom Sofa und reg dich nicht so auf. Zu jedem dieser Punkte könnte ich jetzt über die zellbiologischen Hintergründe eine halbe Stunde referieren, aber letztlich geht es genau darum.

Reg dich nicht auf – Sie meinen: kein Stress?

Stress ist gesellschaftlich extrem negativ besetzt. Dabei gibt es guten Stress, etwa bei einer sportlichen Leistung oder einem beruflichen Ziel, das man sich gesetzt hat und das man erreichen will. Da sprudeln die Stresshormone, das Gehirn läuft auf Hochtouren. Irgendwann muss dieser Stress aber wieder absinken, sonst wird er chronisch, und dann kommt die Gefahr von Kreislauferkrankungen, das Immunsystem macht schlapp. Es entstehen Risiken, die genetisch gar nicht angelegt sind. Bei mir war der Lebensstil meine Achillesferse, und das gilt für viele, die sich massiv belasten: im Beruf, in toxischen Beziehungen oder auch als alleinerziehende Frau.

Wie groß ist Ihrer Einschätzung nach der Einfluss genetischer Veränderungen auf den Alterungsprozess? Lassen sich Gene umschreiben?

Nein, bisher nicht. Dass Gentherapien wirklich große Langlebigkeitserfolge feiern, ist weniger wahrscheinlich als ein Lottogewinn. Was ich aber für enorm wichtig halte, ist, dass jeder einmal in seinem Leben einen polygenetischen Test macht. Damit lassen sich bestimmte Risikothemen auslesen, etwa für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, für Diabetes, Stoffwechsel, Osteoporose. Diese Tests waren bis vor wenigen Jahren extrem teuer, jetzt gibt es seriöse Varianten schon für unter 300 Euro. Ich würde dann noch etwas drauflegen für einen Profi, der mir die Ergebnisse dann erläutert.

Haben Sie das gemacht?

Ja, klar. Bei mir hat sich zum Beispiel ergeben, dass für Herz-Kreislauf, Zucker- und Fettstoffwechsel keine höheren Risiken bestehen. Aber der Risikofaktor, eine altersbedingte Makuladegeneration, also eine Sehschwäche zu bekommen, liegt bei mir 60-fach höher. Ein Augenarzt bestätigte mir das dann im Frühstadium. Ich nehme seither bestimmte antioxidative Nahrungsergänzungsmittel, die den Verlauf der Krankheit verlangsamen, und trage bei Sonnenschein eine Art Mafia-Sonnenbrille mit sehr hohem UV-Filter.

Die Altersforschung und ihre Ergebnisse sind eine Chance für die Menschen, aber natürlich auch für die Unternehmen, die daran forschen. Welche Bereiche der Longevity- Forschung halten Sie aus Sicht eines Investors aktuell für besonders zukunftsträchtig?

Vor anderthalb Jahren hatte ich einmal die Gelegenheit, eine ganze Reihe von Start-ups und Instituts-Ausgründungen zu besuchen. Mein Resümee: Ich würde nie in Einzelunternehmen investieren, weil all das, was im Augenblick in der Entwicklung ist und was dann tatsächlich die Alterungsprozesse nachhaltig aufhalten könnte, noch in Frühphasen steckt. Da es sich um Medikamente handelt, müssen sie extrem teure Prüfverfahren durchlaufen und mit dem Risiko, dass das Ganze am Ende dann doch noch kippt und Hunderte von Millionen Euro weg sind. Also Hochrisikokapital in einzelne Unternehmen investieren? Eher nicht.

Wenn wir tatsächlich länger gesund leben: Wie verändern sich dann unsere Vorstellung von Arbeit, Ruhestand und Bildung im Laufe des Lebens?

Da sollten wir vielleicht nach Japan oder Singapur schauen – oder jetzt auch nach China. Dort werden auch vonseiten der Regierungen Programme entwickelt, um die gesunde Lebensspanne zu verlängern. In einigen Ländern mit einigen Erfolgen.

Was heißt das konkret?

Japan antwortet auf die längere Gesundheitsspanne der Menschen mit „Silver Economy“. Starre Renteneintrittsalter werden abgeschafft und flexibles Arbeiten im Alter ermöglicht, entsprechend dem Gesundheitszustand. Die Politik schafft Anreize, das dann auch zu tun. Wichtig ist natürlich, steuerlich keine Nachteile zu erleiden, wenn man im Rentenalter zusätzlich noch arbeitet – wie bei uns. Sondern das Gegenteil wird angestrebt: Unterstützung zu leisten für diejenigen, die altersbedingt in einen körperlich leichteren Job wechseln wollen oder eine neue Ausbildung absolvieren wollen. Das eröffnet enorme Spielräume, um erfahrene, gut ausgebildete Arbeitnehmer lange im Arbeitsleben zu halten, je nach Fitness im Alter auch in Teilzeit. Die Studienlage zu „angemessener Arbeit im Alter“ ist im Übrigen eindeutig: Angemessene Arbeit fördert die Kognition, senkt soziale Isolation und schützt vor manchen chronischen Erkrankungen.  

Zur Person

Nina Ruge verließ 1987 ihre feste Stelle als Lehrerin für Biologie und Deutsch, um in Berlin beim Fernsehen neu zu beginnen. Nach Stationen bei RIAS-TV, Deutsche Welle und ZDF widmet sich die 68jährige seit 2007 Zukunfts- und Wissenschaftsthemen: Sie moderierte das „Wissenschaftsforum Petersberg“, veröffentlichte über 20 Bestseller zu Healthy Aging und Biotechnologie und ist gefragte Keynote-Speakerin. Als UNICEF-Botschafterin und Unterstützerin zahlreicher Klima- und Gesundheitsprojekte verbindet sie Medienpräsenz mit gesellschaftlichem Engagement. 2020 gründete sie das Longevity-Start-up „staYoung“, 2024 wurde sie GREEN-BRANDS-Botschafterin; für ihr Lebenswerk erhielt sie u. a. den Bayerischen Verdienstordentorden (2022).

Foto: Axel Springer

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