Als Green Building – deutsch: grünes Gebäude – wird ein Gebäude bezeichnet, das unter dem Leitgedanken der Nachhaltigkeit entwickelt wurde.
Die Zertifizierung von Gebäuden ist ein Instrument, das sich weltweit etabliert hat, um nachhaltiges Bauen sowie Bestandsoptimierungen zu bewerten. In einer Zeit, in der der nachhaltige Umgang mit Ressourcen, Vermeidung von CO2-Emissionen und Gesundheit und Wohlbefinden wichtiger denn je sind, gewinnen Zertifizierungssysteme immer mehr an Bedeutung.
Basierend auf den drei wichtigen Säulen der Nachhaltigkeit Ökologie, Ökonomie und soziale Aspekte wurden in den letzten Jahren verschiedene Zertifizierungssysteme für nachhaltige Gebäude entwickelt, die mit einer Bandbreite an Bewertungskriterien eine Art Leitfaden bieten.
International gibt es über 40 verschiedene Zertifizierungssysteme mit den unterschiedlichsten Herangehensweisen und Zielsetzungen.
In Europa stellen BREEAM®, LEED® und DGNB die wesentlichen Nachhaltigkeitszertifizierungssysteme dar. Die Bewertung erfolgt anhand einer Vielzahl von Kriterien, welche die Nachhaltigkeitsperformance von Gebäuden in strukturierter Form beurteilt. Das Nachhaltigkeitszertifikat HQE wurde 2005 ins Leben gerufen. Zertifizierungen nach HQE finden hauptsächlich in Frankreich Anwendung. Im Kern bewerten diese Zertifikate zumeist die ökologische Qualität sowie die soziokulturelle und funktionale Qualität der Gebäude. Das deutsche DGNB-Siegel ist im Vergleich dasjenige Label, welches die „Gesamtheit“ der Nachhaltigkeitsdefinition widerspiegelt: Ökologie | Ökonomie | Soziokulturelles. BREEAM und LEED fokussieren sich hauptsächlich auf den ökologischen Aspekt. Der WELL Building Standard wird seit 2014 vergeben und zeichnet sich durch seinen starken Fokus auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Nutzer aus.
Nachfolgend ein vergleichender Überblick über die marktrelevanten Zertifizierungssysteme in Europa:
Das britische System BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method) wurde1990 als das erste seiner Art entwickelt und veröffentlicht.
BREEAM steht für Building Research Establishment – Environmental Assessment Method. Dieses Zertifizierungssystem wurde 1990 im Vereinten Königreich (UK) von BRE Global Limited entwickelt (UK 1990). BRE wurde 1921 gegründet und ist eine unabhängige, dem BRE Trust unterstellte und nach UKAS akkreditierte Forschungs- und Zertifizierungsinstitution, die 1990 die ersten Zertifizierungssysteme auf den Markt brachte.
Seit der Markteinführung wurden mehr als 2,3 Millionen Gebäude registriert und über 590.000 zertifiziert. BREEAM ist derzeit in 90 Ländern präsent. BRE Global Limited ist der nationale Systemanbieter von BREEAM in Großbritannien und ist hauptverantwortlich für die Entwicklung von BREEAM-Systemen für Großbritannien und international. Es gibt weitere Ländervertretungen, die sogenannten „National Scheme Operators“ (NSOs). Die NSO besitzen eine exklusive Lizenz von BRE Global, für das jeweilige Land eigene Bewertungssysteme zu entwickeln in Anlehnung an BREEAM. Dabei wird die inhaltliche Anpassung bereits existierender BREEAM-Systeme auf lokale Standards unter Berücksichtigung von Normung, Gesetzgebung und Baukultur sowie unter Gewährleistung der Vergleichbarkeit zum internationalen BREEAM-Standard übernommen. Es gibt derzeit fünf europäischen NSOs. TÜV SÜD DIFNI ist der nationale Systemanbieter von BREEAM in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
In Abhängigkeit vom Nutzungsprofil existieren verschiedene Mindestanforderungen, die für eine Zertifizierung erfüllt sein müssen.
Die Bewertung erfolgt anhand erreichbarer Erfüllungsgrade, welche mit Sternen ausgezeichnet werden. Je nach erreichtem Erfüllungsgrad werden Immobilien von 1 Stern bis 5 Sternen im Neubau / bei Modernisierung und im Bestand von 1 Stern bis 6 Sternen ausgezeichnet.
Das BREEAM Neubau System enthält neun Hauptkategorien und die Zusatzkategorie „Innovationen“. Dabei verbindet BREEAM gemäß dem „Code for a Sustainable Built Environment“ alle Lebenszyklusphasen von Immobilien.
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Management: |
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Gesundheit & Wohlbefinden: |
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Energie: |
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Transport: |
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Wasser: |
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Materialien: |
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Abfall: |
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Landnutzung & Ökologie: |
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Umwelt: |
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Innovation: |
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"BREEAM ist eine eingetragene Marke des BRE (Building Research Establishment Ltd. European Trade Mark No. 5778551).
Die BREEAM Marken, Logos und Siegel unterliegen dem Copyright des BRE und werden nur mit Genehmigung weitergegeben".
Die BREEAM Trade Marks werden unter Lizenz verwendet.“
Auf BREEAM basierend wurde 1998 der US-amerikanische Standard LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) entwickelt.
LEED® steht für Leadership in Energy and Environmental Design und wurde 1998 auf Basis des britischen Zertifizierungssystems BREEAM vom U.S. Green Building Council® (USGBC) entwickelt. LEED® ist das international bekannteste Nachhaltigkeitslabel für Gebäude und definiert eine Reihe von Standards für umweltfreundliches, ressourcenschonendes und nachhaltiges Bauen. Es wurden mittlerweile Gebäude in über 150 Ländern zertifiziert.
Mit LEED® können alle Gebäudetypen über den gesamten Lebenszyklus (Planung – Konstruktion – Betrieb) auf ihre Nachhaltigkeit bewertet werden. Die LEED®-Systemvarianten bewerten ein Gebäude in sieben Haupt- und zwei Zusatzkategorien.
Die Bewertung erfolgt anhand eines Punktesystems. Außerdem gibt es Mindestanforderungen (Prerequisites), die zwingend erfüllt werden müssen, damit ein Gebäude zertifiziert werden kann. Weiterhin sind Grundvoraussetzungen (Minimum Program Requirements) zu erfüllen. Zur Erfüllung dieser Mindestanforderungen werden keine Punkte vergeben. Auf die restlichen Kriterien (Credits) können die Punkte beliebig verteilt werden. Maximal sind 110 Punkte erreichbar.
Abhängig davon, wie viele Punkte erzielt werden, können folgende Zertifizierungsstufen erreicht werden:
Das LEED-System enthält folgende sieben Hauptkategorien und zwei Zusatzkategorien.
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Lage und Verkehrsinfrastruktur |
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Nachhaltige Standorte |
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Wassereffizienz |
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Energie und Atmosphäre |
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Materialien und Ressourcen |
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Innenraumqualität und Komfort |
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Innovation |
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Regionale Prioritäten |
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Integrativer Planungsprozess |
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LEED und das dazugehörige Logo sind ein Warenzeichen,
das dem U.S. Green Building Council gehört
und mit seiner Erlaubnis benutzt wird.
In Deutschland vergibt die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen seit 2009 das Deutsche Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen, das gemeinsam mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung entwickelt wurde.
Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) ist Europas größtes Netzwerk für Nachhaltiges Bauen. Um nachhaltiges Bauen praktisch anwendbar, messbar und damit vergleichbar zu machen, hat die DGNB ein eigenes Zertifizierungssystem, das „Deutsche Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen“ entwickelt. Erstmals am Markt angewandt wurde dieses 2009. Seitdem ist das System kontinuierlich weiterentwickelt worden und gilt heute als fortschrittliches und weltweit anerkanntes Green-Building-Zertifizierungssystem.
Das DGNB System fußt auf den drei zentralen Nachhaltigkeitsbereichen Ökologie, Ökonomie und Soziokulturelles, die gleichgewichtet in die Bewertung mit einfließen. Im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung bewertet das DGNB System zudem den Standort sowie die technische und prozessuale Qualität. Bewertbar wird die Performance in diesen Qualitäten durch insgesamt bis zu 37 Zertifizierungskriterien. Diese sind individuell abgestimmt auf verschiedene Nutzungstypen und sowohl für Neubau, Bestand als auch Sanierung und den Gebäudebetrieb anwendbar.
Das DGNB-System bewertet nach Erfüllungsgraden. Der Gesamterfüllungsgrad errechnet sich aus den sechs Themenfeldern entsprechend ihrer Wertigkeit. Die Bewertung nach DGNB erfolgt in den Qualitätsstufen Platin, Gold, Silber und Bronze. Als höchste DGNB-Auszeichnung wird das Platin-Zertifikat verliehen. Ab einem Gesamterfüllungsgrad von 50% erhält das Gebäude das DGNB-Zertifikat in Silber. Ab einem Erfüllungsgrad von 65% wird das DGNB-Zertifikat in Gold vergeben. Für ein DGNB-Zertifikat in Platin muss das Projekt einen Gesamterfüllungsgrad von 80% erreichen.
Die DGNB hat den Anspruch, eine einheitlich hohe Qualität der Gebäude zu fördern. Der Gesamterfüllungsgrad reicht daher für ein Zertifikat allein nicht aus. Auch der Erfüllungsgrad muss in den ergebnisrelevanten Themenfeldern einen Mindesterfüllungsgrad erreichen, um die jeweilige Auszeichnung zu erhalten.
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Ökologische Qualität |
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Ökonomische Qualität |
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Soziokulturelle und funktionale Qualität |
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Technische Qualität |
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Prozessqualität |
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Standortqualität |
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Das Nachhaltigkeitszertifikat HQE (Haute Qualité Environnementale = hohe Umweltqualität) wurde 2005 von der Association pour la Haute Qualité Environnementale (ASSOHQE) ins Leben gerufen. Die ASSOHQE setzt sich zusammen aus Akteuren der französischen Bauindustrie und verfolgt das Ziel, Diskussionen in der Branche anzuregen und dadurch langfristig die Bauqualität zu verbessern.
Das HQE-Zertifikat wurde zunächst als Standard für bestehende sowie neue Büro- und Schulgebäude eingeführt, lässt sich aber heute auch bei Einfamilienhäusern und größeren Wohnbauten anwenden. Es soll Bauherren und Planer dazu anregen, Gebäude mit maximalem Komfort bei minimaler Beeinträchtigung der Umwelt zu entwickeln. Zur Qualitätssicherung findet jeweils nach Beauftragung, Planung und Fertigstellung eine Bewertung durch einen unabhängigen Gutachter statt, auf deren Grundlage die Zertifizierung in den drei Stufen Très Performant, Performant oder Base erfolgt.
Die Kriterien lassen sich in zwei Kategorien unterteilen:
Zertifizierungen nach HQE finden hauptsächlich in Frankreich Anwendung und sind bisher nicht verpflichtend.
Der WELL Building Standard wird seit 2014 vom amerikanischen International WELL Building Institute (IWBI) vergeben. Der Standard verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und umfasst 10 Themenbereiche (sogenannte Konzepte), die das Wohlergehen und die Gesundheit der Mieter und Nutzer einbeziehen: Luft, Wasser, Ernährung, Licht, Bewegung, thermischer Komfort, Klang, Materialien, Geist, Gemeinschaft.
Jedes Konzept umfasst eine Vielzahl an Kriterien, wobei für eine der vier Auszeichnung (Bronze, Silber, Gold, Platin) bestimmte Mindestanforderungen zu erfüllen sind.
Das Programm unterscheidet drei Projektarten: neue und bestehende Gebäude, neue und bestehende Innenausstattung, Kern und Hülle.
Gegenüber den anderen bekannten Green-Building-Standards zeichnet sich WELL durch seinen starken Fokus auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Nutzer aus.